Rekord-Olympiasieger Michael Phelps hält die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA nach den folgenlosen positiven Proben bei 23 chinesischen Top-Schwimmerinnen und -Schwimmern weiterhin für zutiefst reformbedürftig. Der einstige Schwimm-Star, der in seiner Karriere 23 olympische Goldmedaillen gewann, äussert sich am Dienstag zum zweiten Mal vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses.
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Der 38-Jährige zeigt sich ebenso wie Olympiasiegerin Alison Schmitt enttäuscht. «Jetzt sitze ich wieder hier, und für mich ist klar, dass jegliche Reformversuche der WADA gescheitert sind», sagt Phelps. Aus seiner Sicht gibt es weiterhin tiefgreifende, systemische Probleme, die der Integrität des internationalen Sports und dem Recht der Athleten auf einen fairen Wettbewerb abträglich sind. «Immer wieder und wieder», betont Phelps. Er hatte sich vor dem Ausschuss bereits vor sieben Jahren geäussert, damals zum staatlich orchestrierten Doping in Russland.
WADA lässt sich nicht politisieren
Die WADA hatte die Ermittlungen nach den positiven Proben in China eigenen Angaben zufolge mit der Begründung eingestellt, dass den Schwimmern nach einem «mehrwöchigen Überprüfungsprozess» weder Verschulden noch Fahrlässigkeit anzulasten sei. Der chinesischen Anti-Doping-Agentur Chinada zufolge waren die positiven Dopingtests auf Verunreinigungen in einer Hotelküche zurückzuführen. Laut Medienberichten waren die Schwimmerinnen und Schwimmer bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang 2021 positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet worden.
WADA-Präsident Witold Banka war ebenfalls zu der Anhörung eingeladen. Der Pole kam aber nicht nach Washington und erklärte stattdessen in einer Stellungnahme, es gebe bei einigen in den USA immer noch das Narrativ, die WADA habe sich unangemessen verhalten oder würde China bevorzugen. Die Beziehungen zwischen den Regierungen der USA und von China seien angespannt, die WADA lasse sich aber nicht politisieren.
Der Chef der US-Anti-Doping-Agentur, Travis Tygart, regt an, die Zahlungen der USA an die WADA an Reformen zu knüpfen oder sogar für einen gewissen Zeitraum einzufrieren. «Wir müssen sicherstellen, dass unser Geld für einen guten Zweck fliesst, und das tut es im Moment auf jeden Fall nicht», sagt Tygart.