Auf einen Blick
- Schwimmer Noè Ponti ist seit kurzem dreifacher Weltmeister
- Trotzdem bleibt er klar im Schatten von Marco Odermatt
- PR-Profi erklärt die Unterschiede bei den Vermarktungschancen
Noè Ponti ist mit fünf Weltrekorden in den letzten zwei Monaten und drei WM-Titeln auf der Kurzbahn zum Gesicht des Schweizer Schwimmsports geworden. Der 23-jährige, sympathische Tessiner, der viersprachig kommunizieren kann, ist auch vermarktungstechnisch interessant.
Sein Berater Nico Decurtins von der Basler Kommunikationsagentur Abrogans sagt zwar, dass in den letzten Tagen noch keine neuen Sponsoring-Anfragen gekommen seien, «aber die jüngsten Erfolge liefern sicher gute Argumente, um aktiv auf neue Partner zuzugehen».
Den Vergleich von Ponti mit Marco Odermatt, den Abrogans ebenfalls berät und vermarktet, relativiert Decurtins: «Man kann die beiden insofern vergleichen, dass sie im Moment die Aushängeschilder ihrer Sportarten sind in der Schweiz. Und dass beide absolute Weltklasse verkörpern.» Aber in Sachen Vermarktung seien das zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. «Marco dominiert seit mehreren Jahren die Ski-Szene und gilt spätestens seit dem ersten Gewinn der grossen Kugel als bester Skifahrer der Gegenwart. Zudem ist er Olympiasieger.» Ein Titel, der weltweit ausstrahlt.
«Im Tessin kennt ihn jedes Kind»
Die WM-Erfolge hätten Ponti zwar in eine neue Sphäre katapultiert, aber Odermatt sei nicht in Reichweite. Der eine ist Schwimmer, der andere Skifahrer. Ein entscheidender Unterschied, was die Sichtbarkeit betrifft. «SRG zeigt seit Jahren auf allen drei Sprachsendern jedes Skirennen. Davon können die Schwimmer nur träumen», sagt Decurtins. Tatsächlich sieht man Schwimmsport im TV während grosser Anlässe wie Olympia, sonst aber höchst selten. Immerhin wurden die kürzlichen WM-Erfolge von Ponti live auf RSI im Free-TV übertragen – wenigstens in Teilen.
Decurtins sagt, Pontis Bekanntheit im Tessin sei vielleicht noch am ehesten mit Odermatts schweizweiter Popularität und Sichtbarkeit zu vergleichen: «Im Tessin kennt ihn jedes Kind.» Ponti wurde denn auch die letzten vier Jahre zum Tessiner Sportler des Jahres gewählt. «Es spielt bei der Vermarktung keine grosse Rolle, dass Ponti Tessiner ist. Wäre er Deutschschweizer, wäre der Markt zwar etwas grösser. Dafür interessiert man sich auch in Italien für den 23-Jährigen von ennet der Grenze. Italien ist ein sehr interessanter Markt für uns.»
Spirig und Ryf als Vorbilder
Sowieso will man Ponti auch in der Deutschschweiz sichtbarer und populärer machen. «Noè ist im Begriff, zu einer national bekannten Persönlichkeit zu werden. Und jede Sportart braucht Typen, für die sich die Menschen interessieren. Insofern wäre unser Ziel, dass wir aus ihm eine Persönlichkeit machen wie Nicola Spirig oder Daniela Ryf, die es in ebenfalls eher selten im TV gezeigten Sportarten geschafft haben, nationale Ikonen zu werden.»
Der nach Olympia vollzogene Klubwechsel von Nuoto Sport Locarno zum SC Uster macht mit diesem Hintergrundwissen jetzt auch Sinn. Obwohl Pontis Trainingsbasis und sein Wohnort weiterhin im Tessin sind, kann dieser Wechsel die Verbundenheit des dreifachen Weltmeisters mit der Deutschschweiz sicherlich positiv beeinflussen. Und damit helfen, seine Popularität im ganzen Land zu steigern.