Der deutsche Schwimmsport wird von einem Missbrauchs-Skandal erschüttert. Im Mittelpunkt steht Stefan Lurz, jahrelanger Bundestrainer im Freiwasserschwimmen. Gleich fünf Schwimmerinnen werfen ihrem Ex-Trainer vor, sie im Trainingszentrum in Würzburg sexuell belästigt und genötigt zu haben. Dies berichtet der «Spiegel».
Dem Magazin liegen Nachrichten vor, die Lurz an seine damals minderjährigen Schwimmerinnen geschickt hat. Sie reichen von «Deine Titten haben mich angemacht» über «Heute vor Training warst du soooo sexy» bis hin zu «Musst jetzt ein Bikini-Foto machen». Lurz soll die Mädchen zu Küssen gezwungen, ihnen Penis-Fotos geschickt und sie im Intimbereich angefasst haben. Eine Schwimmerin berichtet von einem Besuch bei ihm zu Hause, wo der Trainer vor ihr zu onanieren begann.
Der Beschuldigte war im deutschen Schwimmverband eine grosse Figur: Lurz wurde mehrfach zum Trainer des Jahres gewählt, seine Athletinnen gewannen WM- und Olympiamedaillen. Vor allem entschied er auch darüber, welche Schwimmerinnen vor den Förderbeiträgen der Sporthilfe profitieren. Diese Macht hat er in der täglichen Arbeit am Trainingsstützpunkt auf abscheuliche Art und Weise ausgenutzt. Oder wie der «Spiegel» schreibt: «Wer in Würzburg trainiert und bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen starten will, braucht sein Wohlwollen. Ohne ihn geht es nicht.»
Schon früher Vorwürfe gegen Lurz
Der Verband hat seinen Trainer nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort beurlaubt. Lurz ist inzwischen von sich aus zurückgetreten, obwohl der die Anschuldigungen bestreitet. Er wolle weiteren Imageschaden vom Schwimmverband abwenden, so die Begründung des 43-Jährigen gegenüber der «Main-Post».
Brisant: Gegen Lurz wurde bereits 2010 wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs einer 15-Jährigen ermittelt. Die Schwimmerin zog ihre Anschuldigungen zurück. Die Resultate der jüngsten Untersuchung des Verbands liegen nun bei der Staatsanwaltschaft. (red)