Die Szenen erzeugen an der Schwimm-WM in Gwangju (SKor) hohe Wellen. Der australische Medaillengewinner Mack Horton weigerte sich nach dem Rennen über 400 m Freistil, an der Seite des chinesischen Weltmeisters Sun Yang das Podest zu erklimmen. Ein Eklat sondergleichen!
Und Duncan Scott (Gb) schlägt nach dem 200-m-Final Handschlag und Siegerbild aus. «Ich bin ein Sieger, du ein Verlierer», ätzt Weltmeister Yang vom Podest herab.
Sind die beiden einfach schlechte Verlierer? Wohl eher nicht. Viel mehr gilt Sun Yang als veritable Skandal-Nudel. Da ist auf der einen Seite seine Doping-Geschichte. Schon 2014 war er durch eine Dopingkontrolle gerasselt, das verbotene Herzmittel Trimetazidin war ihm zum Verhängnis geworden. Drei Monate Sperre brummte man dem Chinesen auf, danach wurde er dreifacher Asienmeister.
Dann der verstörendste Fall. Im Herbst 2018 liess der 1,98-Meter-Riese einen seiner Sicherheitsleute mit einem Hammer eine Doping-Probe zerstören. Seine Begründung: Er habe an der Echtheit des Dopingkontrolleurs gezweifelt. Fast noch unglaublicher: Der Schwimm-Weltverband Fina glaubte die Ausrede auch noch.
Zwar legten sowohl der Sportgerichthof CAS als auch die Welt-Antidoping-Agentur Einspruch dagegen ein – nur wird der Fall erst im September abgeschlossen. Weshalb Yang eben in Südkorea um Medaillen schwimmen darf. Aber eben, das findet die Konkurrenz nicht so toll.
Der Franzose Camille Lacourt sagte einst, Yang «pinkle lila». Und dann sind da noch Yangs Eskapaden auf dem Festland. 2013 baute er ohne Führerschein einen Autounfall. Seine Erklärung: Er habe wegen des intensiven Trainings keine Zeit gehabt, sich eingehend mit den Gesetzen zu beschäftigen.
Und 2015 kam ihm beim Einschwimmen eine Brasilianerin in die Quere. Um die Bahn frei zu bekommen wartete Yang nicht etwa – nein, er zog sie an den Füssen, überholte sie und schlug mit dem Ellbogen nach ihr. Trotz allem wird er in China verehrt, vom chinesischen Verband hofiert, hat mehrere Betreuer, die ihm jeden Wunsch von den Lippen ablesen.
Kein Wunder also, dass die ausländischen Kollegen nicht sehr gut auf Yang zu sprechen sind. Horton jedenfalls wurde in der Kantine im WM-Athletendorf zuletzt mit Applaus gefeiert. Als «starke Geste», bezeichnete Olympiasieger Gregorio Paltrinieri im «Spiegel» Hortons Aktion. «Wir brauchen jemanden wie Mack, der das tut.»
Der Weltverband sieht das nicht unbedingt so. Zwar respektiere man die Meinungsfreiheit. Aber Fina-Anlässe sollten nicht für «persönliche Aussagen oder Gesten» genutzt werden.