BLICK: Roman Kilchsperger, wie und wann hat der Flirt mit Teleclub begonnen?
Roman Kilchsperger: Das ist schon länger her. Irgendwo Anfang Dezember. Wie das halt so ist. Ein SMS mit der Frage: «Lust auf einen Kaffee?»
Offenbar hatten Sie Lust. Wer hat denn eingeladen?
Die Nachricht kam von Teleclub-Chefin Claudia Lässer und Experte Marcel Reif. Beide kenne ich schon länger. Und natürlich wusste ich, dass sie mit Teleclub Grosses vorhaben in nächster Zeit.
Und Marcel Reif war schon immer eines Ihrer Idole?
Das kann man so sagen. Marcel hat sich bei seinen Reportagen immer in eigenen Höhen bewegt. Ein Dichter im Fussballstadion. Wenn er kommentiert, muss ich das Spiel nicht mal unbedingt sehen. Es ist ein Geschenk, dass er nun für Teleclub wieder einige Partien live vor Ort verfolgen wird.
Zurück zu Ihrer Entscheidung. Wann haben Sie für sich entschieden, das SRF zu verlassen?
Sehr bald. Eigentlich war es ab Januar nur noch eine vertragliche Angelegenheit zwischen mir und dem Schweizer Fernsehen. Ich wäre da ja noch bis Ende 2018 gebunden gewesen. Die Champions League startet aber im August.
Ihr direkter Vorgesetzter ist Unterhaltungschef Christoph Gebel. Wie hat er reagiert, als Sie ihm von den Plänen erzählt haben?
Ich glaube, er hat so was erwartet. Auch er wusste, dass die Zeit im SRF für mich nicht mehr viel spannender wird. Wir hatten immer ein Vertrauensverhältnis. Ich bin ihm dankbar, dass er so verständnisvoll reagiert hat.
Sie reden von fehlender Spannung. Ist Ihnen das Schweizer Fernsehen verleidet?
Ich habe in den letzten 15 Jahren knapp 750 Unterhaltungs-Shows moderiert. Gewinner. Applaus. Auf Wiedersehen. Irgendwann ist das nicht mehr so aufregend. Es waren sehr schöne Jahre, vielleicht die besten meines beruflichen Lebens. Aber es ist jetzt Zeit. Und der Fussball hat mich ja nie losgelassen. So gesehen kehre ich zu meinen Wurzeln zurück.
Der Zeitpunkt des Abschieds ist ideal. Die SRG wird sich nach gewonnener No-Billag-Schlacht reformieren müssen.
Das sehe ich auch so. Das Fernsehen wird neue Projekte lancieren, neue Ideen umsetzen. Und es wäre ideal, wenn es dies auch mitfrischen Gesichtern tut.
Sie waren früher Sportreporter. Und haben jetzt Heimweh nach dem Sport?
Ich war im letzten Mai als Fan beim Final der Champions League in Cardiff. Da sassen unterhalb von mir die Reporter. Und ich habe gedacht: Hier spielt die Musik. Das ist meine Leidenschaft. Das möchte ich nochmals erleben. Und diesen faszinierenden Sport so gut wie möglich verkaufen.
In der Sportabteilung des SRF wollte man Sie nie engagieren, obwohl man immer wusste, dass dies Ihr Wunsch war. Warum eigentlich nicht?
Das müssen Sie nicht mich fragen. Seit über zehn Jahren habe ich mich immer wieder erkundigt, ob ein Wechsel von der Unterhaltung in den Sport in Frage käme. Die Antwort war immer dieselbe.
Die SRG wird in den grossen Publikumssportarten immer mehr Übertragungsrechte verlieren. Da sitzen Sie jetzt mit Teleclub auf dem besseren Pferd.
Das ist ja nicht nur in der Schweiz ein Phänomen. Die öffentlichen Sender bekommen nur noch die Brotsamen. Wo schaue ich heute internationalen Fussball? Auf DAZN und auf Sky. Die Super League auf Teleclub. Die gute Nachricht für Fans ist jetzt, dass sie ab August einen Sender für alle grossen Spiele der Champions League und Euro League haben. Den Teleclub.
Es wird schwieriger, dass Schweizer Klubs in der Champions League dabei sind. Wird dann das Interesse in der Schweiz geringer?
Nein. Klar hoffe ich, dass wir auch in Zukunft über Schweizer Klubs in der Champions League berichten können. Aber die Welt ist globalisiert, der Fussball sowieso. Die Leute kennen die Aufstellungen von Bayern, Barcelona oder Manchester City genauso gut wie die Aufstellungen von YB und vom FC Basel.
Und weshalb moderieren Sie weiterhin den Donnschtig-Jass für SRF?
Ich habe mir überlegt, ob es auch Vorteile hätte, im Sommer nicht mit der Jass-Familie durchs Land zu reisen. Ich habe aber keine gefunden. Ich liebe den Donnschtig-Jass zu sehr. Er liegt mir extrem am Herzen!
Was sagt eigentlich Ihre Frau Viola Tami zu diesem Transfer? Privat gibt es ja keinen Neubeginn, oder?
Vor 15 Jahren habe ich meine Frau kennengelernt und vor 15 Jahren habe ich zum Schweizer Fernsehen gewechselt. Mit 48 Jahren ist es wohl einfacher, einen neuen guten Job als eine neue gute Frau zu finden. Ich kann sie also beruhigen: Privat bleibt alles beim Bewährten. Ich stecke in keiner Midlife-Crisis.