Nachtragend ist Werner Muff glücklicherweise nicht. Denn die Enttäuschung beim 44-Jährigen ist zunächst riesig, als er Ende Juli erfährt, dass er nicht für WM-Equipe aufgeboten ist.
Der Seuzacher hat die Jahresplanung seines Toppferdes Daimler voll und ganz auf die Weltreiterspiele in Tryon im US-Bundesstaat North Carolina ausgerichtet. Und auch mit konstant guten Leistungen auf dem zehnjährigen Wallach drängt er sich eigentlich für die Nomination auf. Das Paar trägt zum Sieg der Schweizer Equipe beim Nationenpreis-Auftakt in Samorin (Slk) bei, ebenso zum 3. Platz in La Baule (Fr) und dem 2. Platz am Heimturnier in St. Gallen.
Doch bei der Selektion bekommt der Luzerner Paul Estermann (55), gegen den eine Strafuntersuchung wegen Tierquälerei läuft, den Vorzug. Und die Reservistenrolle will Muff – trotz einer angebotenen Entschädigung von 7500 Franken – nicht übernehmen.
«Die lange Reise ist aufwendig und mit einem gewissen Risiko behaftet, dieses wollten wir für die Ersatzrolle nicht auf uns nehmen», sagt der Springreiter dem «Landboten». Entschieden hat er dies zusammen mit der Pferde-Besitzerin.
Muff plant Daimlers Einsätze neu – und erfährt vor zwei Wochenende am CSI Humlikon, dass er nun doch dabei ist an der WM. Denn: Estermanns Wallach Lord Pepsi hat sich eine Sehnenverletzung zugezogen. Darum rückt Muff nach. Der Olympia-, WM- und EM-erprobte Springreiter hat keine Probleme, das Geschehene zu vergessen und sich nun voll auf die Titelkämpfe zu fokussieren.
Der Weg zu den Medaillen
Mit seinen Equipen-Kollegen Steve Guerdat (36, mit Bianca), Martin Fuchs (26, Clooney) sowie Janika Sprunger (31, Bacardi) peilt Muff sowohl im Team- wie auch im Einzelwettkampf WM-Medaillen an. Gelingt den Schweizern mit dem Team den Sprung unter die besten sechs Nationen, ist ihnen auch noch die vorzeitige Olympia-Quali für Tokio 2020 sicher.
Dafür müssen sie über die vier Prüfungstage (Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonntag) konstant starke Leistungen zeigen. Denn: Von der heutigen ersten Prüfung an werden die Fehlerpunkte in einem ausgeklügelten Wertungssystem immer mitgenommen.
Am Donnerstag schaffen es nur noch die zehn (!) besten Teams sowie 60 Einzelreiter in den zweiten Umgang vom Freitag (ab 19.30 Uhr Schweizer Zeit), in dem es dann um die Team-Medaillen geht.
Um die Einzel-Medaillen kämpfen am Sonntag nur noch die 25 Besten, der zweite Umgang ist für die Top 12 reserviert. Wer nach den vier Tagen und insgesamt fünf Runden am wenigsten Punkte auf dem Konto hat, ist Weltmeister.