Nach fünfmonatigen polizeilichen Ermittlungen gegen Paul Estermann hat der zuständige Luzerner Staatsanwalt eine Strafuntersuchung eingeleitet gegen den Springreiter wegen Verdachts der Widerhandlung gegen das Tierschutzgesetz. Das Timing hätte ungünstiger nicht sein können: In zwei Wochen reitet die Schweizer Equipe an den Europameisterschaften im schwedischen Göteborg. Und Estermann ist einer der EM-Reiter.
Gewesen! Denn der 54-Jährige zieht in Absprache mit dem Schweizerischen Verband für Pferdesport SVPS seine Teilnahme zurück. Estermann, für den laut dem SVPS noch immer die Unschuldsvermutung gilt, wird ersetzt durch Janika Sprunger, die nun für die EM nachselektioniert worden ist.
Der Druck auf Estermann ist gestiegen
«Eine solche Angelegenheit belastet einen Reiter», erklärt Equipenchef Andy Kistler. Und wohl auch das Team. Der Druck sei nun mit der Eröffnung der Strafuntersuchung noch gestiegen. «Darum hat Paul zum Wohle des Teams und für den Pferdesport den Entscheid gefällt.»
Bis der Fall nicht abschliessend geklärt ist, wird Estermann auch an keinen weiteren Nationenpreisen mehr starten, also nicht am Nationenpreis-Final von Ende September in Barcelona (Sp), für den sich die Schweiz qualifiziert hat.
Tierquälerei ist ein Offizialdelikt
Der Fall: Eine ehemaliger Pferdepfleger Estermanns hatte den Springreiter Anfang März beschuldigt, seine Spitzenpferde Castlefield Eclipse sowie Lord Pepsi geschlagen zu haben und zeigte Bilder eines geschundenen, blutenden Pferdebauches, der zu seiner Olympia-Stute Castlefield Eclipse gehören soll. Die Luzerner Veterinärpolizei hat damals von Amtes wegen die Ermittlungen aufgenommen, weil Tierquälerei ein Offizialdelikt ist.
Unsere EM-Equipe: Romain Duguet mit Stute Twentytwo des Biches, Martin Fuchs mit Wallach Clooney, Steve Guerdat mit der Stute Bianca oder Hannah, Janika Sprunger mit Hengst Aris und Nadja Peter Steiner mit Stute Saura de Fondcombe.