So wie jeder Mensch hat auch jedes Pferd seine Eigenheiten. Ob ein Reiter darauf wie auch auf die Bedürfnisse und Vorlieben eingeht, hängt von dessen Philosophie, Einstellung und Überzeugung ab. Im Springreiten geht es um viel mehr als nur darum, einfach in den Sattel zu sitzen und den Parcours zu absolvieren. Es geht um Feinabstimmung zwischen Mensch und Tier, um Vertrauen.
Für Pius Schwizer ist es darum das Wichtigste, dass sich das Pferd wohlfühlt. Am CSIO St. Gallen hat der Oensinger sieben Pferde dabei. Dementsprechend viel Material brauchts. Rund zwei Tonnen inklusive Futter schaffen die Pferdepflegerinnen im Lastwagen an die Turniere. An einer Wand der in einer Boxe eingerichteten Sattelkammer hängen acht unterschiedliche Bauchgurte, gegenüber 14 Zäume.
«Habe zuhause 600 Zäume und 2000 Gebisse»
Auffallend sind dabei vor allem die komplett verschiedenen Trensen, auch Gebisse genannt, die im sensiblen Pferdemaul liegen. «Zuhause auf dem Klushof habe ich sicher rund 600 Zäume und 2000 Gebisse», erzählt Schwizer. «Das ist mein Hobby.» Der 56-Jährige tüftelt und probiert gerne aus, was am besten zum jeweiligen Pferd passt. «Es ist das Schlimmste, wenn sich ein Pferd im Maul nicht wohlfühlt.»
Harte, weiche, gebrochene Trensen. Oder Gebisse, bei denen die Pferde ihre Zunge nicht darüber legen können. «Denn passiert das, ist es, wie wenn man beim Autofahren das Steuerrad verliert. Sie werden unführbar.»
Um den Pferden Halt und Sicherheit auf dem gestern in St. Gallen noch nassen und rutschigen Rasen zu geben, bekommen sie Stollen in die Hufeisen. Diese können bis zu zwei Zentimeter lang sein. «Da merke ich unterwegs sofort, wenn ein Stollen verloren geht», sagt Schwizer im Video. Doch auch nach 40 Jahren im Springsport lernt Schwizer immer wieder dazu, wenn es um die Bedürfnisse eines Pferdes geht.