Treue trotz Millionen-Angeboten
Das muss Liebe sein

Aufsteigerin Chantal Müller (21) kennt ihr Springpferd seit der Geburt. Darum ist Tabasca trotz Millionengeboten unverkäuflich.
Publiziert: 11.06.2015 um 19:32 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:32 Uhr
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Traumpaar: Tabasca frisst Chantal...
Foto: EPA
Von Nicole Vandenbrouck

Den ersten Ritt auf Tabasca (11) wird Chantal Müller nie vergessen. «Da war Täbi erst vierjährig.» Sie sollte einen kleinen Parcours mit der Stute reiten. «Sie sprang so kräftig, dass ich aus dem Sattel flog», erzählt die Aargauerin. Sieben Jahre später ist Chantal Müller in der Elite der Springreiter angekommen – immer noch im Sattel von Tabasca. Diese langjährige Partnerschaft ist im Spitzen-Springsport eine Rarität.

Die meisten Weltklasse-Reiter bekommen von Besitzern die Pferde zur Verfügung gestellt. Und müssen nicht selten damit rechnen, dass die Tiere weiterverkauft werden. Bei Tabasca wird dies nie so sein. Der Grund: Die Familie Müller hat die Stute selber gezüchtet, Chantals Vater Hans-Ruedi ist ihr Besitzer. «Er hat mir versprochen, dass er sie nicht weggibt», betont die Team-Europameisterin der Jungen Reiter von 2013.

Dieses Versprechen ist viel wert. Denn mit den zunehmend guten Resultaten tauchen auch die Kaufinteressenten auf. Der überraschende 4. Platz in der Hauptprüfung des prestigeträchtigen Turniers in Aachen vor zwei Wochen tut sein Übriges. In der Zwischenzeit sollen schon fünf Millionen geboten worden sein. Von diesen horrenden Summen will die Amazone gar nichts hören. «Mittlerweile wissen alle, dass Täbi unverkäuflich ist», stellt ihre Reiterin nochmals klar, «so ein Pferd, mit dem es perfekt harmoniert, findet man oft nur einmal im Leben.»

Die ganze Familie hat ein besonderes und enges Verhältnis zur Stute. Deren Mutter namens Galaxy wurde einst von Chantals Mama Annette geritten. «Weil Galaxy etwas schwierig war, kam sie zu meiner Tante nach Deutschland in die Zucht», erzählt Chantal Müller. Ihr Vater Hans-Ruedi, der sich vermehrt mit der Zucht beschäftigt hat, wählte mit Cassini den Hengst und damit den Erzeuger von Tabasca aus. «Bis Täbi vierjährig war, blieb sie bei meiner Tante in der Aufzucht», so die Amazone, die ihr heutiges Lieblingspferd als Fohlen oft besucht hat. Bereits bei ihrem ersten internationalen Start vor fünf Jahren habe man Tabascas Qualitäten gesehen. Die kontinuierlich besser werdenden Resultate gaben Chantal Müller die Chance, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Und statt nun ein Studium zu beginnen, an grossen Turnieren zu starten.

Im letzten Jahr profitierte die Absolventin der Sport-Kanti Aarau als eine von fünf jungen Talenten von der Riders Academy, in die jährlich nur wenige Nachwuchsreiter aufgenommen werden. Dank dieser Academy erhielt Chantal eine Wildcard für das renommierte Turnier in Aachen. Und verbrachte Trainings-Aufenthalte beim Belgier Gilbert de Roock und beim bekannten Deutschen Ludger Beerbaum. «Vor allem bei Ludger habe ich viel profitiert. Er hat mir die nötige Abgeklärtheit beigebracht.»

Mutter Annette begleitet ihre älteste Tochter meist an die Turniere, «sie ist mein Coach und Mentaltrainer in einer Person», so Chantal. Die Müllers sind ein Familienbetrieb, «ich kann mich auf alle verlassen». Und zu dieser Familie gehört ganz klar auch Tabasca. Für immer.

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