Clooney ist Martin Fuchs’ Superstar, ein Ausnahmepferd. Kein Wunder ist die Sorge gross, als der Schimmel im April eine Kolik erleidet und operiert werden muss. Fuchs weiss damals nicht, wie der Wallach das wegsteckt, wie Genesung und Wiederaufbau verlaufen. Und deshalb ebenso wenig, ob er sein WM-Pferd sein kann.
Fünf Monate später jedoch ist Clooney wohlbehalten in Tryon, im US-Bundesstaat North Carolina, wo die sogenannten Weltreiterspiele ausgetragen werden, angekommen. Dazwischen liegt eine intensive Zeit für den Springreiter und sein Top-Pferd. «Wir haben viel investiert, um Clooney wieder in Form zu bringen», sagt Fuchs.
Ein Viererteam schiebt für Clooney Nachtschichten
Der 26-Jährige mit eigenem Stall in Wängi TG leiht für den Wallach ein Laufband aus, auf dem auch ein Bergprogramm eingestellt werden kann. Denn er braucht viel Bewegung. Auch lange Spaziergänge werden unternommen, bevor er wieder geritten werden kann.
Zudem wird Clooneys Box im Stall mit einer Kamera ausgestattet und fortan rund um die Uhr überwacht. Eine allfällige weitere Kolik, also eine Magen-Darm-Erkrankung, soll so vermieden werden. «Alle zwei Stunden haben wir auf den Handys die Bilder überprüft und geschaut, ob er okay ist», so Fuchs. Auch nachts. Dafür wechselt er sich mit seiner Mutter Renata, Clooney-Besitzer Luigi Baleri und dem Pferdepfleger ab.
Der Aufwand lohnt sich. «Besser hätte die Genesung nicht laufen können», schwärmt Fuchs. Nach kleineren Starts reitet er Ende Juli bereits wieder den ersten Fünf-Sterne-GP in Berlin und wird Achter. Mit Valkenswaard (Ho) und Valence (Fr) kommen zwei weitere Turniere auf höchstem Level hinzu. «Zum Glück», so Fuchs, der so spüren kann, dass Clooney für die ganz grossen Aufgaben wieder fit ist. «In meinem Hinterkopf ist nichts hängengeblieben, dass er erst kürzlich noch out war.»
Löst Martin endlich seinen Vater ab?
Der Equipenreiter hat sogar das Gefühl, dass sein Wallach so gut wie fast noch nie gesprungen ist. Deshalb ist die WM-Vorfreude riesig bei Fuchs, «ich bin auch etwas aufgeregt». Denn das jüngste Mitglied der Equipe ist nebst Steve Guerdat (36) auch eine Teamstütze. «Ich hoffe, dass ich dieser Rolle gerecht werden kann.» Und endlich seinen Vater Thomas (61) ablöst, der 1994 mit dem Team die bisher einzige WM-Medaille der Springreiter – eine bronzene – gewonnen hat.
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Das sind die Weltreiterspiele
Seit 1990 werden alle vier Jahre die sogenannten Weltreiterspiele (World Equestrian Games) in dieser Form zusammengefasst an einem Austragungsort veranstaltet – die Weltmeisterschaften des Reit- und Fahrsports.
In acht verschiedenen Disziplinen kämpfen die Teilnehmer nicht nur um Podestplätze, im Fall der Schweizer Springreiter sogar schon um die Olympia-Qualifikation für Tokio 2020. Ein Platz unter den besten sechs Nationen in Tryon (USA) sichert dem Team das Olympia-Ticket. Es ist das erklärte Ziel der Schweizer. Die Schweizer Delegation umfasst rund 100 Personen und 26 Pferde. Drei Medaillen sind budgetiert, im Springreiten sowie Voltige.
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Zeitplan
Fahren, 21. bis 23. September
Zweiteilige Dressur, Marathon, Hindernisfahren.
Springen, 19. bis 23. September
Jagdspringen, Teamfinal mit zwei Umgängen, Quali-Prüfung Einzel, Einzel-Final.
Voltige, 18. bis 22. September
Pflicht, Kür Einzel, Kür Team, Kür Pas-de-Deux, Technik, Kür-Finals.