«Die Verteidigung will einen Schuldbefund verhindern»
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Staatsanwalt zu Fall Estermann:«Die Verteidigung will einen Schuldbefund verhindern»

Springreiter Estermann streitet Vorwürfe wegen Tierquälerei ab
«Ich schlug nie, bis es blutete»

Springreiter Paul Estermann (56) windet sich bei seiner Verhandlung vor Gericht. «Ich peitschte Castlefield nie. Ich weiss nicht, wie der Tierarzt darauf kommt.»
Publiziert: 19.11.2019 um 20:12 Uhr
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Springreiter Paul Estermann läuft mit betretener Miene ins Bezirksgericht Willisau LU.
Foto: Anian Heierli
Nicole Vandenbrouck und Anian Heierli

Gesenkter Kopf, hängende Schultern, ausdrucksloser Blick. Springreiter Paul Estermann (56) fällt der Gang zum Gericht sichtlich schwer. Die Vorwürfe gegen den Pferdeprofi sind massiv. Er ist angeklagt wegen mehrfacher Tierquälerei.

Estermann soll die Stute Castlefield Eclipse und Wallach Lord Pepsi mehrmals derart stark mit seiner Dressurpeitsche geschlagen haben, dass diese blutige Verletzungen am Unterbauch erlitten.

Estermann: «Das stimmt nicht!»

Im Profi-Reitsport wird Tierquälerei gerne unter den Teppich gekehrt. Peitschenhiebe gehören für viele einfach dazu. Auch Estermann schwieg bislang eisenhart zu den Vorwürfen. Doch vor Gericht nimmt er erstmals Stellung. «Das stimmt nicht», sagt er. «Ich peitschte Castlefield nie.» Das Pferd müsse man vielmehr bremsen. Er betont mehrmals, dass er die Stute an Turnieren weder mit Sporen noch mit einer Peitsche reite. «Zuhause auch nicht.»

Gerichtspräsident Robert Jost will es genau wissen. Er fragt, weshalb der Tierarzt später eindeutige Verletzungen von übermässigem Peitschen- und Sporen-Gebrauch feststellte. Estermann dazu: «Ich weiss nicht, wie der Tierarzt darauf kommt.» Er doppelt nach: «Das kann nicht sein.»

Die Stimme des Springreiters zittert, als er über «Lord Pepsi» spricht. «Sein Charakter ist das Gegenteil. Er sieht alles und schaut umher.» Er räumt ein: «Bei ihm brauchte ich das «Peitschli». Das kann schon mal ein «Chräbeli» geben.» Er ergänzt: «Aber ich schlug nie, bis es blutete. Wegen dem «Peitschli» platzen keine Adern auf.»

Diese Bagatellisierung stösst dem Staatsanwalt sauer auf, er hat keine Zweifel: «Bei Einvernahmen waren seine Aussagen widersprüchlich.» Für ihn ist klar: «Der Beschuldigte spielt die Vorwürfe herunter. Er spricht von «Chräbeli» und «Peitschli». Doch es geht hier um Tierquälerei und nichts anderes.»

Ein ehemaliger Mitarbeiter und Augenzeuge sagte aus, er habe gesehen, wie Estermann ein Pferd schlug. Eine braune Stute, wie Castlefield Eclipse es ist. «Das Blut hat getropft», gab der Zeuge zu Protokoll. Und: «Ich bin mir zu 100 Prozent sicher.»

Der Staatsanwalt fordert eine Busse von 3600 Franken und eine bedingte Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu 160 Franken. Der Verteidiger fordert dagegen einen Freispruch. Er zweifelt die vorliegenden Fotos an, «es ist unklar, wer sie wann gemacht hat.»

In seinem Schlusswort sagte Estermann: «Das Veterinäramt war nie bei mir auf dem Hof. Ich reite schon lange und ich arbeite gerne mit den Pferden zusammen. Ich bin ganz sicher kein Tierquäler!»

Das Urteil folgt in den kommenden Tagen.

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