Doping-Schock für Olympiasieger
Reit-Präsi nimmt Guerdat in Schutz

Steve Guerdats Pferde Nino und Nasa wurden positiv getestet und provisorisch gesperrt. Charles Trolliet, Tierarzt und SVPS-Präsident, erklärt einen möglicherweise entlastenden Fakt.
Publiziert: 22.07.2015 um 12:20 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:08 Uhr
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Guerdat: «Ich und das ganze Team sind tief betroffen.»
Foto: Keystone
Von Nicole Vandenbrouck

Zwischen der Freuden- und der Schreckensbotschaft liegen gerade mal neun Stunden. Am Dienstagmorgen vermeldet der nationale Verband SVPS die sechs Kandidaten für die EM der Springreiter von Ende August in Aachen (De). Unter ihnen: Steve Guerdat mit seinem Olympia-Wallach Nino des Buissonnets.

Am späten Nachmittag folgt dann der Schock: Guerdat und Nino sind vom Weltverband FEI seit Montag provisorisch für zwei Monate gesperrt. Ebenso Guerdats Stute Nasa.

Was ist passiert? Bei beiden Pferden wurden am Fünf-Sterne-CSIO in La Baule (Fr) Mitte Mai drei verbotene Substanzen vorgefunden. Guerdat gewann auf Nino den Grand Prix, mit Nasa wurde der 33-Jährige Dritter im Derby. An grossen Turnieren werden üblicherweise die auf den Podestplätzen rangierten Pferde getestet.

Bei den drei Substanzen handelt es sich um Codein, Oriparin und Morphin, alles schmerzstillende Mittel. Dieselben Substanzen wurden nur eine Woche zuvor beim Pferd der jungen Schweizer Reiterin Alessandra Bichsel (21) anlässlich des CSIO-Y in Deauville (Fr) gefunden.

Obwohl die FEI die Reiter und betroffenen Pferde vorsorglich gesperrt hat, liefert sie in ihrer Mitteilung bereits eine mögliche Erklärung für die Befunde: Diese drei Substanzen tauchten 2014 in identischer Kombination in drei Fällen auf, der Weltverband spricht von einer möglichen Kontamination, also einer Verunreinigung, zum Beispiel des Futtermittels. Denn: Codein, Oriparin und Morphin sind in den Samen der Schlafmohn-Pflanze enthalten!

Dies bestätigt auch Charles Trolliet, Tierarzt und SVPS-Präsident, und erklärt einen weiteren, möglicherweise entlastenden Fakt: «Es gibt keine Medikation mit der Substanz Oriparin. Frisst ein Pferd aber Schlafmohnsamen, wird Oriparin im Stoffwechsel zu Morphin umgewandelt.»

Dies stütze die Vermutung, dass es sich bei den vorliegenden Fällen um eine Kontamination handeln könnte. In den erwähnten identischen Vorfällen des letzten Jahres wurden die provisorischen Sperren wieder aufgehoben.

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