Schweizer Bike-Festspiele – auch Neff mit Silber

Doppelsieg für Schurter und Flückiger an der WM!

«Ich bin in der Verfassung für den WM-Titel»,  meinte Nino Schurter (33) vor den Titelkämpfen in Mont-Sainte-Anne.  Und der Bündner hat mehr als recht gehabt. Cross-Country-Star Schurter liefert auf der technisch schwierigen Strecke eine Meisterleistung ab und demontiert die Konkurrenten.

Überlegen fährt der Olympiasieger während den ganzen sieben Runden und kann am Ende mit 30 Sekunden Vorsprung jubeln – auf seinen Landsmann Mathias Flückiger. Auch der zweite Schweizer Trumpf sticht! Der Berner ist kurz vor dem Ziel noch Vierter, doch Gerhard Kerschbaumer (Italien) hat Pech mit einem Defekt und Flückiger schnappt ihn sich und den Franzosen Tempier (3.).

Schurters achtes WM-Gold ist Tatsache, mit dem fünften in Folge stellt er sogar einen Rekord auf. Wahnsinn! Er wetzt auch eine Scharte von 2010 aus, als Nino an der WM am selben Ort ebenfalls auf Gold-Kurs liegend zwei Plattfüsse einfing und am Ende nur Vierter wurde. Dass sein schärfster Konkurrent aus dem Weltcup, der Holländer Mathieu van der Poel, nicht dabei ist, schmälert Schurters Gold-Coup keineswegs.

Die Schweizer Team-Leistung komplettieren Andri Frischknecht (9.), Florian Vogel (15.), Mathias Stirnemann (19.) und Reto Indergand (23.)

Ein glücklicher Schurter: «Das ist ganz geil. Es war ein gewaltiges Rennen, ich konnte Druck machen. Man muss extrem sauber fahren auf dieser Strecke. Darauf habe ich den Fokus gelegt und das war der Schlüssel in diesem Rennen.»

Flückiger, der 2012 schon einmal WM-Bronze gewann, sagt: «Ich wollte meinen Plan durchziehen. Leider habe ich in der dritten Runde einen Defekt gehabt und musste Nino ziehen lassen. Es ist schade, ich wäre gern ganz oben gestanden. Jetzt ist es der zweite Platz. Mein bestes WM-Resultat. Aber ich bin trotzdem enttäuscht.»

Neff erobert Silber – Frei Gold bei U23

Das Jahr 2019 ist das Jahr der zweiten Plätze für Jolanda Neff. Viermal wird die 26-Jährige im Weltcup Zweite, nun schaut auch an der WM in Mont-Sainte-Anne (Kanada) der Silber-Platz heraus. Ausgerechnet auf Neffs Lieblingsstrecke, auf der sie bei drei Weltcup-Starts dreimal gewann, verliert sie ihre weisse Weste.

Die Cross-Country-Fahrerin drückt dem Rennen über sechs Runden den Stempel auf. Schon zu Beginn drückt Neff aufs Tempo. Nur die Australierin Rebecca McDonnell kann ihr vorläufig folgen. Diese zieht aber in der dritten von sechs Runden an der Spitze weg. Neff verliert die Kadenz und knapp 30 Sekunden. Kurz darauf rollt auch die Französin Pauline Ferrand-Prévot heran, lässt Neff stehen und schliesst zu McDonnell auf.

Die Medaillen-Plätze sind vermeintlich bezogen. Vorne fährt Ferrand-Prévot einsam ihre Runden. Auf der letzten Runde dreht aber Neff plötzlich wieder auf. Die Trittfrequenz ist hoch, sie schliesst zu McDonnell auf und erobert noch Silber. Es ist Neffs zweite Elite-Medaille nach dem WM-Gold vor zwei Jahren in Cairns. Jolanda jubelt 43 Sekunden nach der neuen Weltmeisterin, die schon 2015 das Regenbogentrikot eroberte.

Neff ist mit ihrer Leistung mehr als zufrieden und sagt: «Ich freue mich über die Medaille, ich dachte nicht, dass ich sie noch heimfahren kann. Es ging mir nicht so gut und ich hatte nicht meinen besten Tag. Die Saison war aber sehr konstant. In jedem Rennen ohne Plattfuss bin ich Top 2 gewesen. Weil diese Strecke mit den coolen Abfahrten wie für mich gemacht ist, konnte ich das Blatt noch wenden. Ich fuhr einfach meinen Tritt.»

Die überraschende McDonnell erreicht das Ziel mit 1:17 Rückstand als Dritte. Mit Ferrand-Prévot freut sich übrigens auch deren Lebenspartner und Bike-Legende Julien Absalon.

Ein tolles WM-Rennen zeigt aus Schweizer Sicht auch Linda Indergand, die als Zehnte die Top Ten knackt. Alessandra Keller (30.) hat Pech mit einem Defekt. Ramona Forchini belegt den 34. Platz.