«Wissenschaftliches Testobjekt»
Das macht Rad-Phänomen Van der Poel fast unschlagbar

Am Sonntag (14.30 Uhr) kämpfen die besten Radquer-Fahrer der Welt auf dem Flugplatz Dübendorf um den Weltmeistertitel. Am Start wird auch Titelverteidiger und Rad-Sensation Mathieu van der Poel stehen.
Publiziert: 02.02.2020 um 11:08 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2020 um 15:32 Uhr
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Mathieu ist der neue grosse Star im Radsport.
Foto: keystone-sda.ch

Mathieu van der Poel gilt als Jahrhunderttalent im Radsport. Egal ob auf der Strasse, dem Mountainbike oder im Radquer – steht der Niederländer am Start, zählt er automatisch zu den Siegesanwärtern. 69 Renntage bestritt er im letzten Jahr. 45-mal überquerte er die Ziellinie als Erster. Eine unglaubliche Bilanz! Was macht den Niederländer also beinahe unschlagbar?

Van der Poels Geheimwaffe

Zum einen hat er sehr gute Gene. Sein Grossvater war die Radsport-Legende Raymond Poulidor(†83). Dreimal belegte der «ewige Zweite» bei der Tour de France den zweiten Platz, gewonnen hat er sie nie. Auch Mathieus Vater Adrie van der Poel war ein begnadeter Radprofi, der unter anderem zwei Etappensiege bei der Tour de France feierte und 1996 Radquer-Weltmeister wurde.

Doch weder Mathieus Grossvater noch sein Vater dominierten die Radsport-Szene dermassen nach Belieben, wie der 25-Jährige es heute tut. Wieso schafft es also der Junior? Ganz einfach. Er hat eine Geheimwaffe: Sein gnadenloser Antritt. Dieser wird von seinen Berufskollegen regelrecht gefürchtet. Der Schweizer Mountainbiker Nino Schurter kann ein Liedchen davon singen. Tritt Van der Poel an, frisst der 8-fache Weltmeister nur noch dessen Staub. Auch auf der Strasse stampft «The FlyingDutchman» mit seiner Power alle in Grund und Boden. «Er lässt uns aussehen wie Junioren», beklagt sich der italienische Sprintspezialist Matteo Trentin.

Zu einer Maschine heranzüchten

Van der Poels Power wurde ihm nicht einfach so in die Wiege gelegt. Sein Team Alpecin-Fenix ist gewillt, alles aus seinem Aushängeschild herauszuholen. «Van der Poel ist ein wissenschaftliches Testobjekt», sagt der Performance Manager des Teams Kristof de Kegel gegenüber der niederländischen Tageszeitung «Trouw».

Mit Messgeräten wird die niederländische Rad-Sensation Tag und Nacht überwacht. Alle möglichen Daten werden gesammelt und analysiert. Denn das Ziel ist es, eine nimmermüde Maschine heranzuzüchten. Dass der Ausnahmekönner aufgrund seines immensen Trainings- und Rennpensum in ein Burnout fällt, schliesst De Kegel aus. «Es ist nicht so, als würde er viel härter trainieren als andere Athleten. Er kann einfach ein bisschen mehr und erholt sich vor allem viel schneller als ein Normalsterblicher», erklärt der Daten-Wissenschaftler.

An der Grenze der Wissenschaft

Das «Experiment» Van der Poel scheint so weit gut zu funktionieren. So gut, dass sich auch De Kegel ab den Leistungsdaten seines Schützlings manchmal verwundert die Augen reibt. «Er geht immer wieder an die Grenzen der Bewegungswissenschaft. Ich sehe oft Leistungsdaten von ihm, bei denen ich mir zweimal überlegen muss, ob ich sie mit jemandem teilen möchte», so De Kegel.

Für Aussenstehende könnten diese schnell als unmenschlich wirken und Misstrauen wecken. Aber für De Kegel ist Van der Poels Kraft eine logische Folge dessen, was der Allrounder Jahr für Jahr leistet. Denn: «Wir haben ihn zu einer richtigen Trainingsmaschine gemacht», sagt er stolz.

Er liebt das Spektakel

Nun gelte es die Maschine noch effizienter zu machen. «Trotz seines Talents kann er sich solche waghalsige Attacken wie beim Amstel Gold Race, wo er 40 Kilometer vor dem Ziel angriff, nicht mehr leisten», mahnt der Performance Manager. Aber eben auch das ist Mathieu van der Poel. Zu sehr liebt er es, mit den Konkurrenten zu spielen und sie regelrecht zu demütigen.

Davon zeugen auch seine Aussagen gegenüber der belgischen Zeitung «Het Laatste Nieuws» im Hinblick auf die Radquer-WM in Dübendorf. «Ich muss nicht von Beginn weg Vollgas geben. Ich kann auch locker bis zur Hälfte warten, oder sogar bis zum Ende. Ich kann auch alle im Sprint schlagen», gibt sich der Niederländer selbstbewusst.

Die Radquer-Fans, welche am Sonntag an die Strecke pilgern, können sich also auf ein spektakuläres Rennen freuen – mit Van der Poel in der Hauptrolle. (jk)

Die Schweizer

An der Heim-WM werden bei den Profis mit Lukas Flückiger, Nicola Rohrbach, Timon Rüegg, Marcel Wildhaber und Simon Zahner gleich fünf Schweizer am Start stehen. Für Zahner ist es bereits die 18.Teilnahme an einer Radquer-WM. Und es wird sogleich seine Letzte sein. Am Freitag verkündete der 36-Jährige seinen Rücktritt. Timon Rüegg ist die grösste Hoffnung auf einen Top-Ten-Platz. Sein
bestes Weltcup-Ergebnis ist ein 12. Rang. Eine Medaille wäre für die Schweizer Delegation eine Überraschung.

An der Heim-WM werden bei den Profis mit Lukas Flückiger, Nicola Rohrbach, Timon Rüegg, Marcel Wildhaber und Simon Zahner gleich fünf Schweizer am Start stehen. Für Zahner ist es bereits die 18.Teilnahme an einer Radquer-WM. Und es wird sogleich seine Letzte sein. Am Freitag verkündete der 36-Jährige seinen Rücktritt. Timon Rüegg ist die grösste Hoffnung auf einen Top-Ten-Platz. Sein
bestes Weltcup-Ergebnis ist ein 12. Rang. Eine Medaille wäre für die Schweizer Delegation eine Überraschung.

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