Tom Bohli hatte gut zwei Wochen Zeit, um den Schock zu verdauen. Trotzdem schüttelt er immer noch den Kopf über das, was ihm beim Giro d’Italia passierte. «Kurz vor der Anreise zeigte meine Waage zu Hause 72,5 Kilo an. Am ersten Giro-Tag waren es dann 74 Kilo. Am zweiten 75. Und eine Woche später wog ich gar 77,1 Kilo.»
Eine Erklärung zu finden, fällt ihm auch heute noch schwer. «Unser Teamarzt sagte, dass mein Hormonhaushalt wohl wegen des Stresses aus den Fugen geriet. Dadurch begann der Körper, Wasser einzulagern.»
Dazu muss man wissen: Der Giro ist die härteste aller grossen Rundfahrten. In diesem Jahr standen 21 Etappen, 3578 Kilometer und mehr als 40 000 Höhenmeter auf dem Programm. Für einen Grand-Tour-Rookie wie Bohli besonders brutal. 96 Sunden und 36 Minuten brauchte Bohli, er schindete seinen Körper, erlebte vor allen in den Bergen die Hölle. Denn Bohli ist keine Bergziege, sondern ein solider Roller, dazu stark in den Zeitfahren. «Und dann musste ich auch noch fünf Kilo mehr als sonst herumschleppen. Fünf Kilo! Mir fielen fast die Augen raus. Ich war der Feisseste am Berg.»
Trotzdem beendete Bohli den Giro. Und wurde beim abschliessenden Zeitfahren in Verona starker Zwölfter mit nur 32 Sekunden Rückstand. Zur Belohnung darf er nun bei der Tour de Suisse ran. Und war nach dem Prolog in Langnau wütend. Auch da schaute Platz 12 heraus, «wobei mein Velocomputer früh den Geist aufgab. Das brachte mich total durcheinander.» Der Hintergrund: Bohli macht sich vor jedem Zeitfahren einen genauen Plan, wie viele Watt er in welchem Abschnitt treten möchte.
«Das gibt mir die Ruhe, die ich brauche», so der Ex-Bahnfahrer. Diese Taktik werde er wohl bald überdenken. «Immerhin stimmt mein Gewicht wieder», fügt Bohli lachend an.
Vom 15. bis 23. Juni findet die 83. Ausgabe der Tour de Suisse statt. Ob Resultate, Hintergründe oder spektakuläre Videoszenen – hier im Ticker verpassen Sie nichts.
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