Julius Thalmann war gerade mal 24 Jahre alt, als er 1984 sagte: Das wars! Er kehrte dem Radsport den Rücken. «Ich war ausgebrannt, hatte auch gesundheitliche Probleme. Und mir bot sich die Chance, zuhause den Bauernhof zu übernehmen.» Gesagt, getan. Er verzichtete auf weitere Teilnahmen an der Tour de Suisse oder Tour de France. «Jetzt macht halt mein Sohn da weiter, wo ich aufgehört habe», so Julius Thalmann schmunzelnd.
Dieser Sohn heisst Roland, ist 25-jährig und fährt mit der Rad-Nati seine erste Tour de Suisse. «Ein Traum», wie er sagt. Gleichzeitig führt er aus: «Vor drei Jahren hätte ich schon starten sollen – ein Zusammenprall mit einem Schüler, der auf dem Velo Schlangenlinie fuhr, verhinderte es.» Damals habe er vor allem mental gelitten. «Ich schaute das Rennen im TV und war komplett leer. Schliesslich hätte ich eigentlich mitten unter den Fahrern sein sollen!»
Das ist vergessen. «Ich will mich an der Tour de Suisse zeigen», sagt der Entlebucher. Das tat er schon am Chuderhüsi am letzten Sonntag, wo er jedoch gestellt wurde. Noch beeindruckender war Thalmanns Leistung an der Tour of the Alps im April. Da wurde er Gesamt-Neunter, notabene vor Superstar Chris Froome (11.). «Es was sehr speziell, nicht nur wegen Froome. Ich war stolz auf mich.» Sein Effort fand Beachtung. Julius Thalmann verrät, dass ein World-Tour-Team angeklopft habe. «Wir führten Gespräche», sagt er.
Auf die Frage nach Rolands grösster Qualität sagt Julius: «Er ist im Kopf viel stärker als ich.» Roland reagiert verlegen: «Ich arbeite halt sehr seriös und konsequent. Umso hinterfrage ich mich, wenn es nicht läuft. Aber ich habe gelernt, dass eine schlechte Klassierung kein Weltuntergang ist.»