Für den britischen Gentleman Chris Froome (30) hat ein ungeschriebenes Gesetz noch Gültigkeit. Wie seine Vorgänger Eddy Merckx (1971), Joop Zoetemelk (1980), Greg LeMond (1991) und Alberto Contador (2007) verzichtet er auf das Gelbe Trikot am «Tag danach».

Wie der Gesamtleader bei einem Sturz nicht angegriffen und auch am letzten Tag in Ruhe gelassen wird, verzichtet Froome aus Respekt vor Martin auf das Trikot. Erstmals in der langen Geschichte der Tour haben mit Fabian Cancellara (2 Lendenwirbel gebrochen) und Tony Martin (offener Schlüsselbeinbruch) zwei nach einem Sturz das Gelbe Trikot verloren.

Martin meldet sich nach seiner Operation aus Hamburg: «Ich hätte mir ein verbindlicheres Ende und vielleicht auch noch ein paar Tage mehr in Gelb gewünscht. Alles in allem muss ich aber ein positives Resümee ziehen. Ich werde über den Tag hinwegkommen.» Doch wer ist das nächste Opfer in Gelb?

Die heutige achte Etappe endet nach 181,5 km an der Mûr-de-Bretagne (2,2 km/6,8 Prozent durchschnittliche Steigung) – auch ohne die schweren Sprinter ein heikles Finale. Die glänzen in Fougères. Mark Cavendish (30) feiert nach 273 sieglosen Tour-Tagen seinen 26. Etappensieg. Er schlägt den deutschen Punkteleader André Greipel (32) und Peter Sagan (25).

Der schnelle Slowake kann seit 2013 an der Tour nicht mehr gewinnen. Er fährt in vier Austragungen (69 Etappen) zwar zur Hälfte in die Top 10. Neben vier Siegen (6 Prozent), wird er 14 Mal Zweiter und 24 Mal Dritter – damit ist er aber auch der grösste Verlierer in der Geschichte der Tour de France.

Aufgeben will der Einzelkämpfer nicht. Obwohl sein Tinkoff-Team nur für Alberto Contador (Sp) fährt, glaubt er an seine Chancen. «Früher oder später werde ich meine Etappe schon noch gewinnen», sagt er ohne Sorgen.