Ob Miguel Indurain, Lance Armstrong oder Bradley Wiggins – die grossen Figuren des Radsports waren nicht nur herausragende Berg- und Zeitfahrer, sondern auch verblüffend gute Schauspieler. Selbst die steilsten Anstiege meisterten sie mit eiserner Miene und täuschten so ihre Gegner über ihre wahre körperliche Verfassung hinweg.
Schon am nächsten Samstag beim Prolog der Tour de Suisse könnte die Zeit der grossen Pokerfaces jedoch abgelaufen sein. Denn: Via kleinen Sender unter dem Sattel werden erstmals live Geschwindigkeit, Herzfrequenz, Wattzahl, Trittfrequenz und Beschleunigung der Fahrer auf das TV-Bild und eine App übertragen. Die Daten sind somit für Zuschauer und Konkurrenten frei zugänglich. Aufgrund der neuen Dauer-überwachung werden die Fahrer zu gläsernen Profis.
Hinter dem Projekt steht Velon, ein Zusammenschluss von elf grossen Profi-Teams. Was erhofft man sich bei den Initianten von der neuen Technik? «Wir wollen den Zuschauern mehr Details zum Radrennen vermitteln», erklärt Mark Buttermann von Infront Sports & Media. Als Projektleiter Velon hat er die Entwicklung hautnah miterlebt. «Dies ist die grösste Veränderung im Radsport der letzten Jahre», ist sich Buttermann sicher.
Je mehr Zuschauer, desto attraktiver der Radsport
Von der Revolution werden zuerst die Zuschauer und später der gesamte Radsport profitieren. Buttermann rechnet vor: «Je mehr Zuschauer wir haben, desto attraktiver ist der Radsport für Sponsoren und umso stabiler wird die finanzielle Lage der Teams.» Doch an der Tour de Suisse wird es nur einen ersten Schritt in die Zukunft geben. Ein Fahrer der 11 Velon-Teams wird mit einem Sender ausgerüstet.
Das Ziel ist jedoch klar: «Mittelfristig soll die Technik bei allen Rennen und allen Fahrern zum Einsatz kommen», erklärt Buttermann. Dann wird die Revolution vollendet sein.