Im Jahr 2000 gestand Rolf Järmann alles. Er sprach über seine dunkle Doping-Vergangenheit, über das Wundermittel EPO, er berichtete von Angst und Scham. Kurzum: Der langjährige Schweizer Radprofi packte aus. Dabei hätte er es gar nicht tun müssen, schliesslich wurde er bis zu seinem Karriereende im Jahre 1999 auch nie erwischt. «Das Geständnis war etwas vom Besten, was mir passieren konnte», sagt der 54-Jährige. Und ergänzt: «Seither ist mein Leben viel einfacher. Ich sage, was ich denke, es gibt keine Geheimnisse.»
Genau das kommt dem passionierten Wohnmobilisten heute zugute. Im Schnitt lesen 2000 Leute seine Einträge auf Womoblog.ch – pro Tag, wohl verstanden. Dort gibt der Thurgauer Tipps für Wohnmobil-Fans, er berichtet über seine Reisen, nennt Vor- und Nachteile von Stellplätzen und sagt, worauf in Bezug auf Technik und Accessoires zu achten ist.
Das wird geschätzt. «Mir glauben alle», sagt der heutige Webmaster und Informatiker. Dies habe durchaus mit seinem Doping-Geständnis zu tun, ist er überzeugt. Kritik gebe es zwar auch, aber sie komme meist von anderen Wohnmobilfahrern. «Meine Eindrücke sind subjektiv. Es kann also sein, dass ich einen Stellplatz toll finde, jemand anders aber nicht.» Generell sei die Resonanz aber positiv. «Und ich erhalte oft auch selbst Tipps, die mir nützen.»
480 Übernachtungen in sieben Jahren
Aktuell läuft Järmanns Homepage des Öfteren heiss. Der Grund: Corona. «Viele machen in der Schweiz Ferien und verzichten auf Reisen im Ausland. Es wird dadurch ziemlich eng, Camping- und Stellplätze sind oft voll. Dabei sind gute Ratschläge umso mehr gefragt», sagt er. Spezialisiert hat sich Järmann, der 1992 bei der Tour de France eine Etappe gewann, auf Wohnmobile. Genau ein solches fährt er mit seiner Frau Anita seit 2013 mit voller Begeisterung.
Nun könnte man einwenden: Erst seit 2013? Järmann lachend: «Ich musste mich nach meinem Rücktritt erst einmal an ein normales Leben gewöhnen.» Seit sieben Jahren ist seine Wohnmobil-Begeisterung allerdings ungebrochen: 480 Übernachtungen in 28 Ländern sprechen für sich. «Es geht mir nicht um Zahlen. Es ist vielmehr die Unabhängigkeit und die Natur, die mich reizen. Ich war als Veloprofi ein Hotelkind, war 200 Tage im Jahr weg. Jetzt geniesse ich es umso mehr, stets im eigenen Bett zu schlafen, auch auf Reisen.»
Ein Jäger rettete Järmann
Im letzten Jahr waren in der Schweiz 69'904 Wohnmobile registriert. Zur Verfügung stehen aber nur 130 legale Übernachtungsplätze ausserhalb der vollen Campingplätze. Ein Missverhältnis. Als Vorstandsmitglied des Schweizer Camping- und Caravanning-Verbandes kämpft Järmann dagegen an. Zuletzt gründete er gar einen Wohnmobilverein, um noch mehr zu bewirken. «Wenn etwas nicht passt, mache ich nicht die Faust im Sack, sondern packe das Problem an», sagt Järmann. Und siehe da: In letzter Zeit entstanden mehrere neue Stellplätze – nicht nur, aber auch wegen ihm.
Derzeit touren Järmann und seine Herzensdame durch die Schweiz. «Ohne genaues Ziel», wie er sagt. So mag er es am liebsten. Einen Traum hat er dennoch: «Eine Tour von Kanada bis nach Chile, das wäre was!» Er hofft, dabei nicht ausgeraubt zu werden, so wie vor einigen Jahren in Tschechien. «Wir schliefen, sie brachen die Türen auf, nahmen alles mit und wir schliefen immer noch.»
Sicher ist: Einen ähnlichen Schock wie einst in Finnland wird er künftig kaum noch einmal erleben. Järmann: «Wir waren unterwegs Richtung Nordkap, gleich an der russischen Grenze. Wir fielen in einen Graben neben der Strasse. Bei Schnee und null Grad und wir steckten im Niemandsland fest. Handy-Empfang gab es nicht.»
Heute könne er darüber lachen, doch damals verfiel er in Panik. Erst nach Stunden entdeckte ein vorbeifahrender Jäger das Wohnmobil. «Die Rettung», so Järmann. Er weiss genau: Es war nicht die erste Hürde, die er in seinem Leben übersprang.
Er war bei weitem nicht der erfolgreichste Schweizer Rad-Profi. Und trotzdem einer der beliebtesten. Rolf Järmann aus Arbon TG war während seiner Karriere (1987–1999) stets ein treuer Helfer, dazu trug er sein Herz auf der Zunge. Nur etwas verschwieg er lange: Dass er selbst dopte. Nachdem er das Rad an den Nagel hing, beichtete er trotzdem den Gebrauch von EPO. Dies, obwohl er nie erwischt worden war. «Eine der besten Entscheidungen meines Lebens», sagte er damals erleichtert. Järmann war aber nicht nur Wasserträger, sondern auch auf welligem Terrain stark: Er gewann je eine Etappe des Giro und der Tour de France, dazu zwei der Tour de Suisse. Und er gewann zweimal das Amstel Gold Race.
Er war bei weitem nicht der erfolgreichste Schweizer Rad-Profi. Und trotzdem einer der beliebtesten. Rolf Järmann aus Arbon TG war während seiner Karriere (1987–1999) stets ein treuer Helfer, dazu trug er sein Herz auf der Zunge. Nur etwas verschwieg er lange: Dass er selbst dopte. Nachdem er das Rad an den Nagel hing, beichtete er trotzdem den Gebrauch von EPO. Dies, obwohl er nie erwischt worden war. «Eine der besten Entscheidungen meines Lebens», sagte er damals erleichtert. Järmann war aber nicht nur Wasserträger, sondern auch auf welligem Terrain stark: Er gewann je eine Etappe des Giro und der Tour de France, dazu zwei der Tour de Suisse. Und er gewann zweimal das Amstel Gold Race.