Virus bremst Rad-Talent
Stefan Küng fährt in Rio nur auf der Bahn

Stefan Küng ist noch nicht ein Jahr Profi. Doch es kann ihm nicht schnell genug gehen. Sein Körper stoppt ihn ein zweites Mal.
Publiziert: 29.12.2015 um 09:40 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 13:20 Uhr
Stefan Küng wird an Olympia nur auf der Bahn antreten.
Foto: BLICK
Hans-Peter Hildbrand

Neoprofi Stefan Küng (22) ist ein Phänomen. An seinem erst 14. Renntag bei den Profis gewinnt er ein WorldTour-Rennen – als jüngster Fahrer im ganzen Feld der Tour de Romandie. Der Etappensieg in Fribourg ist bereits sein zweiter Saisonsieg.

Bahn-Nationaltrainer Daniel Gisgier (61) aber bleibt kritisch. Und als er erfährt, dass sein wichtigster Mann im Bahnvierer auch den Giro fährt, wird er laut. «Das kann doch nicht sein! Küng hat athletisch schon ein enormes Potenzial, aber man darf ihn doch in seinem ersten Profi-Jahr nicht verheizen.»

Küng steht vor einem happigen Programm mit der Tour de Romandie, dem Giro und der Tour de Suisse. Doch ein Sturz am Giro (Wirbelverletzung) wirft ihn für Monate aus den Rennen. Trotzdem - das gleich Programm will Stefan Küng auch 2016 fahren. Doch die BMC-Teamleitung hat ihn gebremst – das noch vor seiner Erkrankung an Pfeifferschem Drüsenfieber. Die Virusinfektion diagnostizieren die Teamärzte beim ersten Team-Zusammenzug kurz vor Weihnachten Spanien.

Die Strassen-WM in den USA mit dem Einzel- und Teamzeitfahren, die beiden Bahn-Weltcups in Kolumbien und Neuseeland sind zu viel. Nebenbei absolviert er noch einen Marathon an Ehrungen: Er ist im Finale zu den Schweizer Sportler des Jahres, er gewinnt den Preis des Radsportler des Jahres, stellt sich seinen Fans und Sponsoren. Zuviel für den jungen Mann!

In Neuseeland will ihn Gisiger nur im Vierer einsetzen. Küng verschweigt seine grosse Müdigkeit, setzt seinen Kopf durch. Er fährt mit seinem Freund Thédy Schir auch die Américaine. Aber ein paar Tage später im Team-Trainingslager in Spanien ist er mehr als nur müde.

Der Körper stoppt den jungen Draufgänger zum zweiten Mal. Für Daniel Gisiger ist klar: An den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) fährt Stefan nur den Bahnvierer! «Die Vernunft verbietet das Strassenrennen, der Zeitplan das Einzelzeitfahren.»

Und was sein Mentor plant und sagt, muss für Stefan Küng nun das Brevier sein. Gisiger: «Wir bremsen Stefan. Er soll jetzt lieber eine Woche mehr Pause machen als geplant.»

Damit liegt Gisiger mit den BMC-Teamchefs auf einer Linie. Die teilen jetzt seine Meinung. Mit diesem Gesamtpaket soll Stefan Küng auch 2016 gewinnen.

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