Man kann ihn mögen oder nicht. Sicher ist: Sylvan Adams ist ein Phänomen. Milliardär aus Kanada und «Rad-Heilbringer» für Israel. Nur dank ihm und seinem Geld fahren die besten Top-Cracks derzeit durchs Heilige Land. Zwölf Millionen blätterte der 59-Jährige für drei Etappen hin – ein Betrag, den er locker aus dem Ärmel schüttelt. Wer meint, dass Adams damit genug hat, täuscht sich. Seine Vision: Israel mit dem Velo-Gen infizieren.
Radsport ist offen für alle
Dafür tut Adams viel. Er finanziert ein Velodrom in Tel Aviv, das im Herbst eröffnet wird. Er leistet sich ein Profi-Team, die Israel Cycling Academy. Dazu will er mit einem dichten Rad-Netz «Tel Aviv zum Amsterdam des Nahen Ostens» machen. Als wenn das nicht schon genug ist, sagt er: «Der Radsport soll als Brücke dienen, er ist offen für alle.» Die Organisatoren des Giro nahmen die Metapher dankend auf, um Israel und Palästina einander näherzubringen.
Ob sie das erreichen? Als der Start in Westjerusalem angepriesen wurde, drehte die rechtsgerichtete Regierung im roten Bereich – schliesslich gäbe es nur ein einziges Jerusalem. Zur Erinnerung: Der Osten der Stadt wird von Palästinensern dominiert. Die Konsequenz? Man strich den Zusatz West-, sprach nur noch von einem einzigen Jerusalem. Nun ärgerten sich die Palästinenser, weil nach ihrer Ansicht Israel dadurch den Anspruch über die ganze Stadt bekräftigen würden – der Sport als Zweck der Propaganda.
Adams lässt sich dadurch nicht beeindrucken. Er macht weiter – egal, was andere sagen. Doch wer ist dieser Mann eigentlich? Sein Vater, Marcel Abramovich (97), wanderte mit seiner Familie in den 50er-Jahren von Rumänien via Israel nach Montreal (Ka) aus. Dort kam Sohn Sylvan zur Welt. Für grosse Siege reichte es ihm nicht, er wurde aber immerhin sechs Mal kanadischer Rad-Meister.
Volksheld oder Business?
Irgendwann übernahm er die Immobilien-Geschäfte seines Vaters – mittlerweile schätzt man sein Vermögen auf 1,5 Milliarden Dollar. Es gab aber auch Negativschlagzeilen: Mit ihrer «Summit International Bank» in Barbados geriet die Familie 2015 in Verdacht, Steuern am Fiskus vorbeigeschleust zu haben.
Das ist Geschichte. Vor zwei Jahren liess sich Adams in Israel nieder. Hier möchte er seine Millionen sinnvoll einsetzen. Längst ist der selbst ernannte Zionist für viele Israelis ein Volksheld. Dass er vor dem Giro auch mit Ministerpräsident Benjamin Netanyahu auf Augenhöhe redete, verdeutlicht seine Macht.
Ist Adams also ein Wohltäter? Auf den Grund für den Start des Giro in Israel angesprochen, meint die Schweizer Rad-Hoffnung Kilian Frankiny (24): «Wahrscheinlich regiert das Geld.» Recht hat der junge Walliser auf jeden Fall – egal, was Adams noch vorhat.
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