Erst war Stefan Küng (24) Aushängeschild des Nachwuchsteams (2013/14), dann Lehrling bei den Profis (2015 bis 2018). Der Thurgauer war dankbar, bestaunte die Welt der Berufsfahrer mit grossen Augen. In einem Team wie BMC-TAG Heuer (28 Profis) zu fahren war eine grosse Chance. Trotz seiner Klasse erhielt er aber nur selten freie Fahrt.
«Ich bin ein ganz Kleiner», sagt der 1,93 m lange Stefan Küng noch letzten Frühling. Die Horrorstürze 2015 am Giro (Bruch des 9. Brustwirbels mit einem Splitter, der nahe ans Rückenmark drückte) und an den Schweizer Meisterschaften 2016 (Schlüsselbein und Becken gebrochen) sowie das Pfeiffersche Drüsenfieber warfen ihn immer wieder zurück. Er tröstet sich: «Wenn das alles mal nicht ist, sieht es vielleicht anders aus.»
Nun ist die Zeit reif für einen Wechsel, für den Sprung auf den «Chefsessel». 2019 fährt er im französischen Team Groupama-FDJ. Sponsor des Teams von Manager Marc Madiot (59) war von 1997 an die französische staatliche Lotterie Française des Jeux. Diesen März wurde der Versicherungskonzern Groupama erster Namenssponsor.
Frankreich ist das Eldorado der Radprofis
Geblieben sind die französischen Nationalfarben Königsblau, Weiss und Rot. Frankreich ist das Eldorado für Radprofis. Man bezahlt die höchsten Löhne. Hinzu kommt die soziale Absicherung: Die Unfallversicherung übernimmt das Team, ebenso AHV-Beiträge und Pensionskasse.
Mit Profimeister Steve Morabito (35) und Sébastien Reichenbach (29) hat das Team zwei Unterwalliser unter Vertrag. Beide sind wichtige Helfer für Thibaut Pinot (29, Fr), den Leader für die Etappenrennen. Stefan Küng wird Chef der Klassiker-Truppe. Der Wechsel wird offiziell am 1. August bekannt – so will es das Reglement des Weltverbandes UCI.