Team-Aus wohl besiegelt
Bei IAM fährt jetzt jeder für sich

Auch die letzten Verhandlungen der Schweizer Equipe sind gescheitert. Die Fahrer machen nun Werbung in eigener Sache.
Publiziert: 18.06.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:22 Uhr
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Radler-Glück: Zuerst schneit es, dann kommt die Tour – und die Sonne lässt den Rettenbachgletscher erstrahlen.
Foto: Benjamin Soland
Oliver Görz, Fabio Back (Text) und Benjamin Soland (Fotos) aus Sölden

Der Traum lebt bis 5,4 Kilometer vor dem Ziel. Matthias Brändle (26) hat bis dahin alles gegeben, um als Erster das Dach der Tour de Suisse zu erreichen. Doch kurz vor dem Ende der Gletscherstrasse am 2669 m hohen Rettenbachferner im Ötztal muss der Österreicher seine Hoffnungen begraben. Und mit ihm das Schweizer IAM-Team, das beim Heimrennen auch diesmal leer ausgeht.

Beim Abstecher in seine Heimat hat Brändle zwar mehr als 200 Kilometer die Nase vorn, doch am Ende jubeln andere: Der Amerikaner Tejay van Garderen feiert seinen ersten Etappensieg an der Tour de Suisse, der Franzose Warren Barguil übernimmt das Gelbe Trikot des Gesamtführenden.

Ob solch prestigeträchtige Erfolge, wie die auf der Königsetappe, etwas am Aus der Westschweizer Equipe zum Saisonende hätten ändern können, ist ungewiss. Aber klar ist, dass mit jeder verpassten Chance auf einen grossen Triumph die Verhandlungsbasis von Teambesitzer Michel Thétaz schlechter wird. Der Unternehmer, der seit 2013 jedes Jahr 12 Millionen Franken in sein Rad-Projekt buttert, sucht seit Monaten vergeblich einen Co-Sponsor.

Elmiger sieht schwarz

Nach BLICK-Informationen ist nun wohl auch die angestrebte Fusion mit dem belgischen Team 3M gescheitert. Der drittklassige Rennstall hat mit dem gleichnamigen Technologiekonzern (Klebeprodukte wie Post-it und Scotch) einen Milliarden schweren Sponsor im Rücken, der die von Thétaz gesuchte 7-Millionen-Beteiligung locker hätte stemmen können. Der Rückzug des Teams scheint nicht mehr abwendbar.

Für die 28 IAM-Fahrer, darunter neun Schweizer, bedeutet das, die Suche nach einem neuen Arbeitgeber zu forcieren. «Es wäre überraschend, wenn sich am Team-Aus noch etwas ändern würde», sagt auch IAM-Routinier Martin Elmiger (37). Für den besten Schweizer im Gesamtklassement (Rang 27, 20:46 Min. zurück) ist die Sache klar: «Jeder von uns macht für sich selber Werbung, damit er nächstes Jahr in einem anderen Team unterkommt.»

Für einen wie Mathias Frank, der die Tour de Suisse am Donnerstag erkältungsbedingt aufgeben musste, ist das kein Problem. Als Achter der letztjährigen Tour de France – und erneuter Top-10-Kandidat für dieses Jahr – sind seine Qualitäten bekannt. Viele andere müssen sich dagegen mit Dutzenden weiterer Profis aus anderen Teams, deren Verträge nicht verlängert werden, um deutlich weniger freie Plätze schlagen.

Brändle, der auf den letzten Kilometern noch fast 13 Minuten verliert und 55. wird, hätte seinen Namen gerne für künftige Verhandlungen mit dem Zusatz «Königsetappen-Sieger» versehen. Aber auch so sagt er: «Ich mache mir um meine Zukunft keine Sorgen.»

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