Tour-de-Suisse-Boss Senn über Tour de France in Bern
«Aber sicher werde ich neidisch»

Olivier Senn (46) blickt neidvoll nach Bern. Der Generaldirektor der Tour de Suisse muss zuschauen, wie die Stadt für die Tour de France alle Hebel in Bewegung setzt.
Publiziert: 18.07.2016 um 12:01 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 16:49 Uhr
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Tour-de-Suisse-Direktor Olivier Senn wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für die Tour de Suisse.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Hans-Peter Hildbrand

BLICK: Olivier Senn, die Tour de France kommt nach Bern. Was bedeutet das für Sie als Direktor der Tour de Suisse?
Olivier Senn:
Für den Schweizer Radsport ist es eine gute Sache. Die Tour de France sorgt für Aufmerksamkeit, man redet wieder über den Radsport. Für mich hat es aber einen schalen Beigeschmack – weil wir mit Bern als Etappenort wenig Erfreuliches erlebt haben.

Was genau meinen Sie?
Wir hatten mit Bern einen Mehrjahresvertrag für die Tour de Suisse. Bern aber konnte die Finanzierung nicht leisten – und hat nicht offen mit uns kommuniziert. So verlochten wir für die letztjährige Austragung viel Geld. Im Nachhinein war mir klar: Die Berner wollten eigentlich die Tour de France und nicht die Tour de Suisse.

Wenn Sie hören, was in Bern so alles möglich ist, werden Sie da nicht neidisch?
Aber sicher. Schon allein die Finanzen! Was wir alles bezahlen sollten, was die Tour de France gratis bekommt! Kommt die Tour de France, werden plötzlich Tramschienen zugeklebt. Strassen werden für 5 Stunden gesperrt, das wäre für die Tour de Suisse schlicht undenkbar. Logisch, ich habe Verständnis für die Tour de France. Denn wer die Tour will, muss mit den Konsequenzen leben. In Bern ist es der politische Wille, der für die Tour de France vorhanden ist – aber nicht für die Tour de Suisse.

Was wollen oder müssen Sie ändern um mehr Gehör zu bekommen?
Wir müssen der Tour de Suisse wieder den Stellenwert geben, den sie früher gehabt hat. Und den braucht sie, um die Massen zu bewegen. Wenn wir mehr Zuschauer an den Strassenrand bekommen, dann können wir auch Städte überzeugen, der Tour de Suisse wieder eine Chance zu geben. Das ist der einzige Weg.

Wie wollen sie das bewerkstelligen?
Wir machen bereits mehr. Arbeiten mit Rundstrecken, mit den Hub-Wochenendenden. Die Tour de Suisse ist mehr als einfach nur ein Velorennen, die Zuschauer können sich ein paar Stunden unterhalten. Und sich mit dem Thema Velo beschäftigen.

Aber gehen Ihnen in der Schweiz nicht langsam die Rennfahrer aus?
Ja, wir brauchen auch gute einheimsche Rennfahrer. Aber da haben wir als Veranstalter nur beschränkte Mittel. Wir versuchen möglichst vielen Schweizer Profis eine Startgelegenheit zu geben. Im Endeffekt brauchen wir aber neue Cancellaras.

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