Chris Froome dominiert die Tour de France nach Belieben. Seine Gegner haben längst resigniert. Der Brite, der in Kenya geboren wurde, wird das Maillot Jaune zum dritten Mal nach Paris tragen. Daran zweifelt keiner mehr.
Nur zweimal wurde er gestoppt. Auf dem Mont Ventoux, als er von der Fan-Meute und einem Motorrad zu Fall gebracht wurde und zu Fuss den Berg hochsprinten musste. Minuten vergingen, bis er endlich ein Rad bekam, ein fremdes, auf dem er kaum fahren konnte. Schliesslich hatten die Kommissäre ein gutes Herz und schenkten Froome im Ziel die verlorene Zeit. Er blieb Leader.
Und das zweite Mal heute Freitag – wieder nach einem Sturz. Als er auf dem Rad eines Teamkollegen das Ziel mit Schürfungen an Rücken und Knie erreichte und sich schliesslich erleichtert bei seinen Teamkollegen für die Unterstützung bedankte. Seine Leaderposition war aber nie in Gefahr.
Wie er auch sonst an diese Tour jede Attacke seiner Rivalen konterte – souverän und in seinem unnachahmlichen schnellen und leichten Tritt. Und genau dieser gibt zu reden. Wissenschaftler haben längst herausgefunden, dass eine kurze Trittfrequenz nicht wirksam ist, jedenfalls nicht optimal, um leicht und schnell den Berg raufzukommen. Entweder ist Froome ein Phänomen oder er wäre noch stärker und dominanter, würde er seine Trittfrequenz optimieren. Und sie haben bemerkt, dass sich seine Herzfrequenz kaum erhöht, wenn er antritt.
Mit über 60 km/h durch Paris
US-Radlegende Greg LeMond, der zwischen 1986 und 1990 selber dreimal die Tour gewann, zweifelt auch. Er glaubt, dass ein Team wie Sky, das nicht alle Daten offenlegt, etwas zu verstecken habe und äussert sich auch zur anderen Art des Dopings, der Hilfe mit versteckten Motörchen.
In der französischen Zeitung l'Equipe erzählt er, wie er persönlich den besten Tüftler traf, der Motörchen in Fahrräder einbaut und zwar so gut und clever, dass man sie nicht entdeckt. «Ich habe es selber ausprobiert.» Er sei mit mehr als 60 Stundenkilometer in Jeans, auf einem Rad mit zu tiefem Sattel und ohne fit zu sein zwischen den Bussen durch Paris gerast. «Ich habe den Beweis. Es funktioniert.» Darum ärgere er sich über Leute die sagen, das sei doch alles nur Science Fiction.
Warner vor dem Motordoping
LeMond gehört inzwischen zu den grossen Warnern vor dem Motordoping. «Wenn wir den Radsport lieben, müssen wir ihn verteidigen.» Er hält es für möglich, dass auch an der jetzigen Tour Motörchen eingesetzt werden. Konkret auf Leader Froome und dessen Team Sky angesprochen, sagt er: «Es gibt keine Wunder, auch nicht im Radsport».
Ob er mit diesem Satz das medizinische Doping oder das mechanische Doping oder beides meint, ist nicht ganz klar. Fakt ist: Froome kann dem Dopingverdacht nicht davonfahren, wie er das in der Regel so souverän seinen Gegnern tut. Er bleibt an ihm haften.
Fakt ist aber auch: Das Rad des Leaders ist das meistgetestete dieser Tour. Bis zu 150 Räder werden pro Tag untersucht. Dabei werden Tablets, Wärmebildkameras und Magnetresonanztests eingesetzt. Motörchen wurden dabei keine gefunden. So gilt für Froome wie für alle anderen die Unschuldsvermutung.