Geklärt ist das Wetter. 35 Grad heiss wird es in Martigny. Formsache ist wohl der dritte Tour-Sieg von Chris Froome (31). Der Brite hat sich das Rennen mit seinen Helfern aus dem Sky-Team vom Start weg gekrallt. Und sie lassen nicht locker.
Noch offen sind fünf Tage vor Ende der 103. Tour de France die Ehrenplätze. Zwei Minuten liegt der zweitplatzierte Bauke Mollema (Ho) – Teamkollege von Fabian Cancellara – zurück. Gar drei Minuten hat der Kolumbianer Nairo Quintano verloren.
Beide Herausforderer sind bis jetzt die 2918 Kilometer brav mitgefahren. Während den knapp 73 Stunden Fahrzeit haben sie den Hintern nie ernsthaft gehoben. Wagen sie das heute? Haben sie den gleichen Mut wie die Walliser Gemeinde Finhaut, mit ihren 400 Einwohnern?
Zwischen 50'000 und 100'000 Fans werden heute im Trient-Tal erwartet. Die Zieleinfahrt wird auf der Mauer des Emosson-Stausees sein – auf knapp 2000 Meter Höhe. Weil der Tross dort oben nicht wenden kann, fährt er einfach weiter: 2500 Fahrzeuge, davon 160 Lastwagen, benötigten den 8 km langen Baustellentunnel für Pumpspeicherkraftwerk Nant de Dranse.
300 Feuerwehrleute werden für die Sicherheit sorgen, auf halbem Weg wird es sogar einen obligatorischen Stopp geben, um sicher zu sein, dass auf der 8 Prozent steilen Abfahrt die Bremsen der Fahrzeuge nicht zu heiss laufen.
Die Franzosen machten schon zweimal halt in diesem Tal. 2006 mit der Tour de l’Avenir, 2014mit dem Critérium du Dauphiné. Co-Präsident Cédric Revaz: «Seit 13 Jahren arbeiten wir daran, einen solchen Erfolg zu landen! 9 Jahre nach unserer ersten Kandidatur hat es geklappt.
Brutal sind die letzten 7 Kilometer
Total kostet diese 17. Etappe der Tour zwei Millionen Franken. Finhaut könnte locker die ganzen Kosten für die Etappe übernehmen. Denn die Gemeinde ist steinreich: 112 Millionen Franken schwer ist sie. Geld, das Finhaut 2010 einem neuen Vertrag zur Nutzung der Wasserkraft mit den SBB verdankt. 33 Millionen wurden bereits ausgeschüttet. Der Rest folgt gestaffelt in den nächsten Jahren.
Wer Froome angreifen will, darf weder staffeln, abwarten, zögern noch sich selbst schonen. Ab Martigny sind 13 km mit einer durchschnittlichen Steigung von 7,9 Prozent auf den Forclaz zu bewältigen. Brutal sind die letzten 7 km von Finhaut hoch zur 180 m hohen Staumauer. Bis zu 13 Steigungsprozente werden von den Profis das Letzte abfordern.