Cancellara lässt vor seiner letzten Tour de France keine Emotionen zu
«Ich will nur heil durchkommen»

Fabian Cancellara fährt die Tour de France nur wegen der Etappenankunft in seiner Heimat Bern. Die Liebe zur Rundfahrt ist erloschen.
Publiziert: 01.07.2016 um 15:09 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:46 Uhr
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Die Liebe von Cancellara zur Tour ist nur noch Asche.
Foto: imago/Sirotti
Hans-Peter Hildbrand aus Saint-Lô

Ist es der letzte grosse Auftritt von Fabian Cancellara (35) an der Tour de France? Im Medienzentrum von Saint-Lô (Normandie) sitzt er vorne auf dem Podest. In der Mitte, umgeben von seinen Teamkollegen.

Er muss die meisten Fragen beantworten. Und es sind immer die gleichen. Wie er denn umgehe, die letzte grosse Rundfahrt zu fahren. Wie es denn um seine Emotionen stehe etc. etc?

Nachdenklich blickt er in die Runde. Er macht den Eindruck, als sei mit seinen Gedanken ganz weit weg. «Ich bin müde, stets über meine Emotionen zu reden», sagt er. Man spürt: Die Liebe von Cancellara zur Tour ist nur noch Asche. «Es wird keine emotionale Tour. Die Klassiker waren in meinem Fokus. An der Tour ist es wie immer. Du kannst keinen Moment relaxen. Ich weiss, was kommt.» Er spricht von Stürzen, Nervosität und einem Radsport, der ihm nicht mehr gefällt.

«Der Druck auf jedem Fahrer ist enorm hoch. Abends wird dir vorgerechnet, dass du noch mehr Kilometer hättest führen müssen  – oder noch ein paar Bidons mehr hättest holen können.» Zum Glück sei es aber noch nicht so weit, dass ein Fahrer als Busse ohne Nachtessen ins Bett müsse.

Wenn Fabian Cancellara an dieser Tour de France noch einmal so ein grosses Publikum haben will, dann muss er eine achte Etappe gewinnen oder zum 30. Mal das Gelbe Leadertrikot tragen. Doch davon träumt er nicht. «Ich will nur heil durchkommen. Ich werde jeden Tag kämpfen müssen, um auf dem Velo zu bleiben.»

Und in kleinem Kreis gibt er zu, dass er eigentlich nur wegen dem Etappenort Bern zu dieser Tour de France starten werde. Sicher nicht wegen dem Einzelzimmer, das ihm drei Wochen lang die nötige Ruhe verschaffen soll.

Angekommen ist er an dieser Tour de France noch nicht. «Das werde ich wohl erst, wenn ich meine Beine rasiert habe.» Das will er erst kurz vor dem Start machen. Fabian Cancellara hat es nicht mehr so eilig wie auch schon.

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