100 Jahre Maillot Jaune
Das Trikot, das die Welt bedeutet

Das Maillot Jaune feiert Jubiläum. BLICK schaut auf die 100-jährige Geschichte des Leadertrikots der Tour de France zurück – und pickt 16 Anekdoten heraus.
Publiziert: 07.07.2019 um 20:28 Uhr
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Aktualisiert: 08.07.2019 um 14:21 Uhr
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Firmin Lambot war 1919 erster Tour-Sieger im Maillot Jaune.
Foto: zVg
Mathias Germann

Gelb wie die Zeitung

Was die «Gazzetta dello Sport» für den Giro d’Italia ist, ist die Zeitung «L’Auto» für die Tour de France: ­Farbgeber des Leadertrikots. Chef­redaktor und Tour-Gründer Henri Desgrange steckt ab 1919 den Führenden der Gesamtwertung in das Maillot Jaune – er versucht so, die Auflage der Zeitung zu steigern. Das gelingt. Übrigens: Ab 1946 wird «L’Auto» in «L’Équipe» umbenannt – sie ist heute Frankreichs grösste Sportzeitung.

«Der Kannibale»

Warum startet die Tour de France 2019 in Brüssel? Zu Ehren des wohl grössten Radprofis der Geschichte, Eddy Merckx (74). Der belgische «Kannibale» trug das gelbe Leader ­trikot vor 50 Jahren erstmals, gewann die Rundfahrt fünf Mal (1969, 1970, 1971, 1972, 1974) und steht wie kein Zweiter für das Maillot Jaune.

Tod im Krieg

Zwar fand die erste Tour de France 1903 statt, bis 1919 kannte das Rennen aber kein spezielles Trikot für den Gesamtführenden. Von 1915 bis 1918 gab es gar keine Tour. Mehr als eine Million Franzosen starben im Ersten Weltkrieg – darunter die ersten drei Tour-­Sieger François Faber, Lucien Petit-Breton und Octave Lapize.

Fast 2 Stunden Vorsprung

Der erste Gesamtsieger im Maillot Jaune war 1919 Firmin Lambot. Der Belgier hatte nach 15 Etappen sage und schreibe 1 Stunde und 42 Minuten Vorsprung auf den Zweiten. Im Schnitt fuhr Lambot 24 km/h.

Nie in Gelb

Raymond Poulidor schaffte es zwischen 1962 und 1976 sechs Mal aufs Tour-Podest. Er wurde drei Mal Zweiter und fünf Mal Dritter. Verrückt: «Popou» trug trotz seiner Klasse nie das Gelbe Trikot. Er wurde trotzdem von den Fans verehrt wie kaum ein anderer.

Als ein Bub helfen wollte

Eugène Christophe war 1919 der erste Träger des Gelben Trikots. Er war darob wenig begeistert und fürchtete, man würde ihn als «Kanarienvogel» verspotten. Genau so kam es. Doch genau das war der Sinn des Ganzen, die Zu schauer sollten den Führenden sofort im Peloton erkenne n. Sechs Jahre zuvor erlebte er ein viel grösseres Drama. Auf dem Col du Tourmalet hatte er 18 Minuten Vorsprung auf seine ersten Verfolger. Auf der Abfahrt brach ihm aber am Vorderrad die Gabel. Hilfe gab es keine. Sie wäre auch nicht erlaubt gewesen. Also lief Christophe 10 Kilometer den Pass runter, ehe er eine Schmiede erreichte. Weil dort der siebenjährige Sohn des Schmieds das Feuer mit dem Blasebalg anfachte, verhängten die anwesenden Rennkommissare eine Zeitstrafe – letztlich wurde Christophe Gesamt-Siebter.

Ausstieg

Verletzt oder krank? Nein, der Belgier Sylvère Maes fühlte sich 1937 ungerecht behandelt und verliess darum die Tour nach 16 Etappen, obwohl er in Führung lag. Mit ein Grund für seine Wut: Die Tour-­Direktion hatte spontan die Anzahl der Team-Zeitfahren reduziert, um dem Franzosen Roger Lapébie bessere Chancen auf den Sieg zu ermöglichen. In ganz Belgien gab es ­wütende Proteste.

Armstrong

Der Amerikaner Lance Armstrong trug das Maillot Jaune während
83 Tagen, er gewann die Tour sieben Mal (1999 bis 2005). Aber: Wegen Dopings wurden ihm alle Erfolge aberkannt.

Neuheit

Erstmals sind die Leadertrikots in diesem Jahr personalisiert. Sprich: Sie tragen den Namen des Fahrers und der jeweiligen Etappe.

Nickerchen mit Folgen

Ende Juli 1950 war der Algerier Abdel-Kader Zaaf drauf und dran, das Gelbe Trikot zu erobern. Es klappte aus tragischen Umständen nicht. Die Geschichte: Zuerst ­entschied das gesamte Feld, sich wegen der brütenden Hitze ein kühlendes Bad im Mittelmeer zu gönnen. Zaaf wollte jedoch nicht, er war sich schliesslich hohe Temperaturen gewohnt. Also fuhr er weiter, holte 20 Minuten heraus und war virtuell im Maillot Jaune. Irgendwann brach er aber ein und legte sich zur Erholung unter einen Baum am Strassenrand. Zaaf schlief ein. Als er wieder erwachte, erschrak er und fuhr prompt in die falsche Richtung.

Oldie und Youngster

Der älteste Tour-Sieger überhaupt war der Belgier Firmin Lambot. Als er 1922 das Maillot Jaune in Paris erhielt, war er 36 Jahre alt. Der jüngste Sieger war Henri Cornet (Fr): 1904 war er bei seinem ­Triumph erst 19-jährig.

Tour de France verfolgen

Im BLICK-Ticker gibt es alle Etappen der Tour de France 2019 nochmals zum Nachlesen. Verpassen Sie kein Ergebnis und Highlight des legendären Radrennens!

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Glacé auf dem Pass

Sowohl Südamerikaner als auch Spanier hatten früher oft mit ­mangelnder Technik in den Abfahrten zu kämpfen. Unter ihnen: der Iberer Federico Bahamontes. Er gewann die Tour-Bergwertung sechs Mal, erreichte Paris aber nie in Gelb – auch wegen seiner Schwäche bei Abfahrten. 1954 entschied er sich darum, auf einem Pass lieber vom Rad zu steigen, sich hinzusetzen und ein Glacé zu lutschen. Bahamontes wartete auf das Feld – im Pulk fühlte er sich sicherer.

Einzigartig

In diesem Jahr sehen die 20 Gelben Trikots nicht wie gewohnt aus. Aufgrund des 100-Jahre-Jubiläums wurden Schattenbilder der vier ­Rekord-Sieger Merckx, Hinault, ­Indurain und Anquetil aufgedruckt. Dazu auch jenes des ersten Trägers des Maillot Jaune, Eugène Christophe. Zudem gibt es verschiedene Wahrzeichen, den Beginn macht das Atomium von Brüssel.

Rekord

111 Mal an 96 Tagen trug Eddy Merckx Gelb. Das ist Rekord und dadurch möglich, weil früher manchmal zwei Halbetappen an einem Tag durchgeführt wurden. Sein allererstes Trikot erhielt der «Kannibale» am 29. Juni 1969 nach der Etappe in seinem früheren Wohnort Woluwe-Saint-Pierre (Be) ganz in der Nähe von Brüssel.

Hauchdünn

Die knappste Entscheidung um das Gelbe Trikot gab es 1989 zwischen Greg LeMond (USA) und Laurent Fignon (Fr). Vor dem abschliessenden Zeitfahren hatte Fignon noch 50 Sekunden Vorsprung, doch trotz seines heroischen Kampfs verlor er die Tour noch. Nach den 24,5 Kilometern hatte er in Paris 8 Sekunden Rückstand auf LeMond. Brutal.

Der Neuste

Das erste Jubiläums-Trikot darf der Holländer Mike Teunissen überstreifen – eine Überraschung. Er besiegt gestern in Brüssel Peter ­Sagan im Sprint. «Ich brauche noch ein paar Tage, um das zu verstehen», sagt Teunissen. Der 26-Jährige hätte eigentlich den Sprint für Landsmann Dylan Groenewegen vorbereiten sollen. Doch ein Massensturz kurz vor dem Ziel stoppt diesen. «Er ist zu Boden gegangen, da habe ich gedacht: Ich fühle mich gut, und ich habe es probiert.» ­Zuvor erreichte er an Etappen einer Grand Tours nie die Top 10 – oder die Top 100 der Gesamtwertung.

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Das sind die Tour-Favoriten 2019

Zwei schwergewichtige Ausfälle machen das Rennen um den Tour-de-France-Sieg 2019 offener denn je. Erstens fällt vierfache Tour-Triumphator Chris Froome (34, Gb) aus, er brach sich nach einem Crash in eine Hauswand Becken, Oberschenkel und Nacken. Zweitens ist auch Tom Dumoulin (29, Ho) nicht dabei – der Giro-Sieger des letzten Jahres leidet an Knieproblemen. Was bleibt, ist ein bärenstarkes Team Ineos (früher Sky) mit den Top-Favoriten Geraint Thomas und Egan Bernal und dazu vier weitere Thron-Anwärter. Die vier Tour-Schweizer Stefan Küng (25), Mathias Frank (30), Michael Schär (32) und Sébastien Reichenbach (30) sind als Helfer in Frankreich und hoffen auf einen Etappensieg. 

Geraint Thomas (33, Gbr)

Trotz des Kampfs gegen das Übergewicht und der Sturz an der Tour de Suisse: Der Waliser ist und bleibt ein heisser Kandidat auf den Tour-Sieg. Er ist stark am Berg, dazu exzellent im Zeitfahren und bringt die mentale Lockerheit mit, um gut mit Druck umzugehen. *****

Egan Bernal (22, Kol)

Das Wunderkind aus den Anden. Im Gegensatz zu vielen Kolumbianern, welche in der Vergangenheit für Furore sorgten, ist Bernal nicht nur eine super Kletterer. Nein, er ist auch im Kampf gegen die Uhr sehr solide. In diesem Jahr gewann Bernal Paris-Nizza und die Tour de Suisse. *****

Jakob Fuglsang (34, Dä)

Wer den schwierigen Dauphiné gewinnt, hat etwas auf dem Kasten. Das ist bei Astana-Fahrer definitiv der Fall, er ist in Form. Allerdings stand er bei einer Grand Tour noch nie auf dem Podest. Hält er auch drei Wochen durch? ***

Vincenzo Nibali (34, It)

Der «Hai von Messina» ist noch immer bissig. Zuletzt Zweiter beim Giro d'Italia. Etwas ist ausser Frage: Der Super-Abfahrer vom Team Bahrain Merida weiss, wie es geht. Er gewann schon alle drei grossen Rundfahrten (Vuelta 2010, Giro 2013, Tour de France 2014). **

Adam Yates (26, Gb)

Zusammen mit seinem Bruder Simon könnte er für Furore sorgen. Gewiss, ein Sieg von Yates wäre eine Überraschung. Aber wie bei Bernal gilt: Er ist sowohl am Berg als auch im Zeitfahren stark – wenn auch nicht der Stärkste. **

Thibaut Pinot (29, Fr)

Die französischen Rad-Fans lechzen nach einem neuen Tour-Helden. Der Letzte, der die Tour gewann, was Bernard Hinault im Jahr 1985. Die Hoffnungen ruhen auf den Schultern von Romain Bardet (28) – und eben Pinot. Dieser mied zuletzt seine Heim-Rundfahrt – jetzt will er zuschlagen. *

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Die französischen Rad-Fans lechzen nach einem neuen Tour-Helden. Der Letzte, der die Tour gewann, was Bernard Hinault im Jahr 1985. Die Hoffnungen ruhen auf den Schultern von Romain Bardet (28) – und eben Pinot. Dieser mied zuletzt seine Heim-Rundfahrt – jetzt will er zuschlagen. *

Tour de France 2019
  • Die Tour de France oder einfach Le Tour genannt, ist das bekannteste und bedeutendste Radrennen der Welt.
  • Das erste Rennen wird seit 1903 jährlich durchgeführt und führt quer durch Frankreich und teilweise angrenzenden Nachbarländern.
  • Die einzigen Ausfälle der Tour fanden während dem ersten Weltkrieg zwischen 1915-1918 und dem zweiten Weltkrieg zwischen 1940-1946 statt.
  • Die Tour de France wird oft als das grösste jährlich stattfinde Sportereignis genannt und gilt als das härteste Radrennen der Welt.
  • In der Neuzeit geht das gesamte Rennen über 3500 km in 21 Etappen.

Übersicht Tour de France 2019

Wann: 06.07.2018 - 28.07.20189

Die Sieger seit 2006

  • 2018 Geraint Howell Thomas (GB)
  • 2017 Christopher Froome (GBR)
  • 2016 Christopher Froome (GBR)
  • 2015 Christopher Froome (GBR)
  • 2014 Vincenzo Nibali (ITA)
  • 2013 Christopher Froome (GBR)
  • 2012 Bradley Wiggins (GBR)
  • 2011 Cadel Evans (AUS)
  • 2010 Andy Schleck (LUX)
  • 2009 Alberto Contador (ESP)
  • 2008 Carlos Sastre (ESP)
  • 2007 Alberto Contador (ESP)
  • 2006 Oscar Pereiro (ESP)

Weitere Gewinner auf der offiziellen Webseite der Tour de France

Pruntrut soll 2012 zum Handkuss kommen
Le Tour de France
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  • Die Tour de France oder einfach Le Tour genannt, ist das bekannteste und bedeutendste Radrennen der Welt.
  • Das erste Rennen wird seit 1903 jährlich durchgeführt und führt quer durch Frankreich und teilweise angrenzenden Nachbarländern.
  • Die einzigen Ausfälle der Tour fanden während dem ersten Weltkrieg zwischen 1915-1918 und dem zweiten Weltkrieg zwischen 1940-1946 statt.
  • Die Tour de France wird oft als das grösste jährlich stattfinde Sportereignis genannt und gilt als das härteste Radrennen der Welt.
  • In der Neuzeit geht das gesamte Rennen über 3500 km in 21 Etappen.

Übersicht Tour de France 2019

Wann: 06.07.2018 - 28.07.20189

Die Sieger seit 2006

  • 2018 Geraint Howell Thomas (GB)
  • 2017 Christopher Froome (GBR)
  • 2016 Christopher Froome (GBR)
  • 2015 Christopher Froome (GBR)
  • 2014 Vincenzo Nibali (ITA)
  • 2013 Christopher Froome (GBR)
  • 2012 Bradley Wiggins (GBR)
  • 2011 Cadel Evans (AUS)
  • 2010 Andy Schleck (LUX)
  • 2009 Alberto Contador (ESP)
  • 2008 Carlos Sastre (ESP)
  • 2007 Alberto Contador (ESP)
  • 2006 Oscar Pereiro (ESP)

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