Donnerstagmorgen, acht Uhr. Nur einzelne Wolken trüben den Himmel über dem Alpengasthof Grüner in Sölden, der eingekesselt zwischen den imposanten Alpengipfeln liegt. Josue von Fabian Cancellaras Team Trek Factory Racing hat keine Zeit, die Idylle zu geniessen.
Seit einer halben Stunde trifft der Spanier mit seinen Kollegen Marco und Joaquim und Cancellaras Masseurin Sabine Lübers (40) die Vorbereitungen für die 6. Etappe der Tour de Suisse. Geredet wird wenig, jeder Handgriff sitzt. Die acht Fahrer erholen sich zu diesem Zeitpunkt noch von den Strapazen der Königsetappe vom Vortag mit dem mörderischen Schlussanstieg hoch zum Rettenbachgletscher. Für die Etappe zurück in die Schweiz erhält jeder Fahrer einen Lunchsack. «Es gibt Getreideriegel, ein Snickers, Gels, Bidons mit Elektrolytgetränken, eine Cola und Küchlein mit Mandel- oder Konfitüre-Füllung», erklärt Josue.
Platz für Extrawünsche gibt es trotzdem. Cancellara bevorzugt Schwarzbrot, das Sabine Lübers immer beim gleichen Bäcker in Österreich kauft. Belegt ist die Verpflegung mit Poulet, Käse, Salat und Tomaten und ist mit Mayonnaise beschmiert.
Der Ernährung kommt eine Schlüsselrolle zu. Bei einer Bergetappe verbrennen die Profis bis zu 10 000 Kilokalorien – das entspricht 26 Portionen Spaghetti. Dazu kommt der Flüssigkeitsverlust von bis zu zwölf Litern, den es auszugleichen gilt.
In der Küche des Team-Hotels bereitet Koch Kim unterdessen für jeden Fahrer ein Omelett vor. Das Buffet umfasst Beeren, Müsli, Joghurt, Nüsse, Fleisch und Käse. Bis zum Verpflegungsposten in Schinznach Bad nach 92 Kilometern müssen die Fahrer mit der seit dem Start mitgeführten Verpflegung auskommen.
«Während des Rennens gibt es konzentrierte Nahrung. Rund 90 Gramm Kohlenhydrate nehmen die Fahrer pro Stunde zu sich», erklärt Josue. In Form von Riegeln, Gels und Boosters mit hoher Zucker- und Koffeinkonzentration.
«Nach der Zielankunft erhalten die Profis gleich im Teambus einen Proteinshake mit Capuccino- oder Vanille-Geschmack sowie eine Reis- oder Dinkelmahlzeit. Alles von Busfahrer Daniel in der mobilen Küche zubereitet», erklärt Josue. Danach legt sich jeder Fahrer für mindestens 45 Minuten auf die Massage-Bank.
Wenn sich die Trek-Fahrer um Cancellara und Rast am Abend gegen 21 Uhr zum Nachtessen zu Tisch setzen, haben sie also bereits etwas im Magen. Zusätzlich wird dann noch Spaghetti, Kartoffeln, Rindsfilet, Thunfischsteak und Gemüse serviert. Und zum Dessert gabs gestern Kaiserschmarren. Und sogar ein Weissbier liegt drin, das Fabian Cancellara so sehr mag.