Sein letzter Auftritt in der Schweiz
Fäbus grosser Tag

Bern, die Tour de France und Fabian Cancellara. Auf allen lasten heute enorme Erwartungen.
Publiziert: 18.07.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:20 Uhr
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Heimrennen: Fabian Cancellara ist müde. Aber in Bern zu fahren, hebt seine Laune. «Ich freue mich auf das Heimkommen.»
Foto: Tim De Waele/freshfocus
Hans-Peter Hildbrand

Fabian Cancellara (35) hat es immer gesagt. Es sei hier noch einmal wiederholt: «Ich fahre diese Tour de France nur, weil Bern Etappenort ist.» Seit 2001 (74 Siege) ist er als Radprofi unterwegs. Pro Jahr hat er zwischen 150 und 250 Tagen nicht daheim geschlafen. Er hat es gesehen, dieses Hin und Her zwischen Training, Rennen, Flugzeug und Hotel. Er ist vorsichtig geworden. Zwei Rückenverletzungen haben ihm die Gefahren aufgezeigt. Wo er früher in die Pedalen trat, greift er heute in die Bremsen.

Cancellara ist müde. Klagt über den Stress. «Wenn ich unseren Teamleader Bauke Mollema sehe, dann tut mir der Holländer fast leid. Auf was muss er als Etappenfahrer alles verzichten? Der darf ja nicht einmal richtig essen.»

Die Zeiten sind vorbei, als die Fahrer nach dem Rennen ins Zimmer kamen, duschten, auf die Massage warteten, assen, dann das Licht löschten. Der moderne Radsport verlangt nach dem Rennen ein Ausfahren auf der Rolle, dann Gymnastik, Arbeit mit dem Masseur und Osteopathen. Hinzu kommen aktive Kompressions- und Kältetherapien. Cancellara sagt: «Ich bin im Stress, mir läuft die Zeit davon. Ich komme zu nichts, habe keine Zeit für mich.»

Seit die Tour de France nicht mehr regelmässig mit einem Zeitfahren oder Prolog startet, hat er sich nicht mehr um einen Start gerissen. Für ihn waren sie bestes Training im Hinblick auf Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele. Mit 8 Etappensiegen und 29 Tagen im Gelben Leadertrikot hat er ein grosses Tour-Palmarès.

«Ich bin hier, um Bauke Mollema zu helfen»

Und war er am Start, hat er sich stets für das Team eingesetzt. Und mit Carlos Sastre (2008) und Andy Schleck (2010) hat er auch zwei Gesamtsieger im Team gehabt. So fährt er auch an seiner elften und letzten Tour de France. «Die Tour de France ist kein Eintagesrennen. Da ändert sich jeden Tag die taktische Fahrweise. Ich bin hier, um Bauke Mollema zu helfen – ich kann in Bern nicht auf meine Rechnung fahren. Ich muss hier keine Show machen.»

Fabian Cancellara wird heute in Bern nicht gewinnen. Aber es wird sicher der schönste seiner «erfolglosen Tage». Weil er auf heimischem Boden fahren kann. «Auf die Familie freue ich mich am meisten. Das Wichtigste ist, dass ich sie alle gesund in die Arme nehmen kann. An dieser Tour ist ja bis jetzt genug passiert. Vielleicht sehe ich auch ein paar Freunde. Ich freue mich auf Bern, auf das Heimkommen. Denn die Tour de France ist sicher nicht mein Daheim.»

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