Vor drei Monaten wusste Stefan Küng nicht mehr ein und aus. Bei der Tour de Suisse kassierte er in den Zeitfahren (Ränge 9 und 7) zwei bittere Schlappen. «Ich muss über die Bücher», sagte er, «irgendwas stimmt nicht.» Damit meinte er nicht seine Form, die gut war. Küng tappte im Ungewissen. Und heute? Er brachte mit akribischer Arbeit Licht ins Dunkel. «Ich bin überhaupt nicht mehr ratlos», so der Thurgauer.
Das Übel entdeckt
Die Lösung fand er nach der Tour de France. Zuerst machte er einen medizinischen Check-Up. Alles gut. Dann erkannte er das Problem: Die Position auf seiner Zeitfahrmaschine war nicht optimal, wodurch seine Kraft verpuffte und nicht in die Pedale übertragen wurde. Das konnte Küng beheben. Wobei er zugibt: «Es ist sicher nicht optimal, inmitten der Saison eine solche Positionsveränderung vorzunehmen. Aber sie war nötig.»
Man merkt sofort: Küng ist wieder gut drauf. Nicht nur im Gespräch, sondern auch auf dem Sattel. Zuletzt gewann er zwei Etappen an der Slowakei-Rundfahrt. «Kleinere Rennen. Aber auch da muss man zuerst gewinnen. Ich fühle mich so gut wie noch nie in dieser Saison.»
Hohe Ziele
Wie weit ihn dieses Gefühl in Yorkshire (Gb) bringt, weiss Küng nicht. Kein Wunder: Noch nie in seinem Leben bestritt er ein so langes Zeitfahren – satte 54 Kilometer stehen auf dem Menüplan. «Ich schaffe es in die Top 10, definitiv.» Liegt gar noch mehr drin? Nati-Coach Marcello Albasini meint: «Küng ist gut drauf. Eine Medaille ist kein Traum, sondern eine echte Möglichkeit.»