Schweizer Team-Küken Frankiny
«Ich freue mich auf die Hölle!»

Seit 38 Jahren war ein WM-Rennen nie mehr so hart. In Innsbruck gehts über 4670 Höhenmeter. Kilian Frankiny (24) ist bereit, heute zu leiden.
Publiziert: 30.09.2018 um 09:01 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:00 Uhr
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Der Aufstieg zur Höttinger Höll mit 28 Prozent Steilheit: Hier müssen die Profis auch im Training leiden.
Mathias Germann

Sie ist zwar nur gerade 3,2 Kilo­meter lang – und doch so brutal, dass es einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die Steigung zur Höttinger Höll bei der WM in Innsbruck mach ihrem Namen alle Ehre. Sie ist – zumindest an ihrem steilsten Abschnitt – die Hölle.

Unglaubliche 28 Prozent Steilheit werden gemessen. Zum Vergleich: Die legendäre Alpe d’Huez in Frankreich übersteigt nie mehr als 14,8 Prozent. In der Schweiz dagegen gilt der Balmberg-Pass in Solothurn als steilster Anstieg überhaupt (25 Prozent) – er war schon siebenmal Etappenankunft der Tour de Suisse.

Und nun also diese «Wand» unmittelbar vor Innsbruck. Kilian Frankiny (24) hat keine Angst. «Ich freue mich auf die Höll – oder eben auf die Hölle», sagt er schmunzelnd, «da wird eine gigantische Stimmung herrschen.» Das Schweizer Team-Küken aus Naters VS ist ein Berg­fahrer, wie er im Buche steht. Zwar nicht klein (1,88 m), dafür federleicht (68 Kilo) und mit einem riesigen «Motor» ausgestattet. Genau das, was es auf dem WM-Kurs in Innsbruck (Ö) braucht.

Auf den 258,5 Kilometern müssen Frankiny und seine fünf Schweizer Teamkollegen (Frank, Morabito, Reichenbach, Schär und Schelling) total 4670 Höhenmeter bewältigen. Diese verteilen sich auf neun kurze, harte Anstiege. In sieben Runden gehts während 7,9 Kilometer hinauf nach Igls. Und in der letzten Schleife folgt dann die Höttinger Höll.

Zu diesem Zeitpunkt haben die Fahrer 250 Kilometer in den Beinen. Wer den Mini-Pass solo erreicht, hat gute Chancen auf das Regenbogentrikot. Ein Sprinter wird es nicht sein. Es wird die härteste WM seit 1980 in Sallanches (Fr) – damals wurde Bernard Hinault Weltmeister.

Obwohl Bergfahrer, zählt Frankiny nicht zu den Medaillenanwärtern. Noch fehlt ihm die «Rennhärte», welche die Favoriten auszeichnet. Und auch deren Selbstvertrauen und Frechheit. Frankiny ist sympathisch, bescheiden, zurückhaltend. Schöne Attribute. Aber um sich im Profi-Feld durchzusetzen, braucht es eben auch eine Portion Aggressivität.

«Ich will selbstbewusster werden», gibt Frankiny zu. Ob er selbst in Aktion tritt? Frankiny hofft es. Einen klaren Leader im Schweizer Team gibt es nicht. «Wir müssen etwas riskieren», sagt er, «sonst haben wir keine Chance.»
Im kommenden Jahr wechselt Frankiny vom Team BMC zu Groupama-FDJ. Gemeinsam mit Stefan Küng (24), der aufgrund des harten Parcours auf die Strassen-WM verzichtet. Dort treffen sie auf Morabito (35) und Reichenbach. Macht vier Schweizer in einer Equipe. Frankiny: «Diese Vertrautheit ist mir wichtig. Ich freue mich auf so viele Eidgenossen in einem Team.»

Vorher steht aber die WM an. Und mit ihr die Höll(e). Schmerzen sind garantiert. Peter Sagan (Slk) wurde zuletzt dreimal Weltmeister. Nun dürfte er abgelöst werden. Es winkt ein Platz im siebten WM-Himmel.

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