Im BMC-Team staunen sie nicht schlecht. Da schlägt Tom Bohli (24) um ein paar Zehntel den Teamleader Rohan Dennis. Hätte der St. Galler gewonnen, es wäre nicht nur eine Sensation. Sondern auch eine kleine Ohrfeige für die BMC-Chefs.
Bahn-Nationaltrainer Daniel Gisiger geht gar so weit: «Sie hätten wohl keine Freude gehabt. Für sie zählt nur der Leader.» Der 4,02 Kilometer kurze Prolog ist auf Tom Bohli zugeschnitten. «Er kann in kurzen Exploits enorm in die Säure fahren», weiss Gisiger.
Aber nur, wenn er darf. Letztes Jahr (8. am Prolog) darf er das Romandie-Schlusszeitfahren nicht mehr bestreiten – er wird im Ausland an einem Rennen als Helfer gebraucht. «Mit dem zweiten Platz bin ich sehr zufrieden», sagt Bohli. Das Fremdsprachen-Talent (englisch, spanisch, italienisch, französisch, flämisch) spricht von einem gesteigertem Selbstvertrauen. «Das tut gut, auch wenn Platz 2 eher undankbar ist. Als Dritter bist du froh, auf dem Podium zu stehen – als Zweiter oder Vierter hast du halt verloren.»
Der Spezialist für kurze Zeitfahren hat aber auch eine Schwäche: Im Team bezeichnen sie ihn als liebenswerten Chaoten. Der alles vergisst, was man als Rennfahrer vergessen kann: Helm, Handschuhe, Socken, Schuhe. Gestern hat er alles beisammen, was auch überrascht.