Foto: Keystone

Schweizer noch ohne Sieg
Küng ist unsere letzte Hoffnung

Rad-Wunderkind Egan Bernal fliegt die Tremola hoch, siegt souverän. Die Schweizer müssen weiter auf einen Sieg warten. Nun muss es Stefan Küng richten! Profitiert er vom Wetter?
Publiziert: 22.06.2019 um 13:01 Uhr
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Aktualisiert: 22.06.2019 um 13:56 Uhr
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Stefan Küng (hinten) kämpft sich die Tremola hinauf.
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Mathias Germann

Vier Kilometer, 24 Kehren, 300 Höhenmeter, mehrere hundert Tausend Steine aus Gneis und Granit: Die Tremola lässt Stefan Küng (25) schwärmen. «Es war mega schön. Ich habe meine Gotthard-Premiere genossen.» Premiere? Tatsächlich: Küng war noch nie in seinem Leben auf dem 2091 Meter hohen Pass – auch nicht mit dem Auto. «Ich habe die ausländischen Fahrer gefragt, was sie von unsern Pavés in den Bergen halten. Leider waren sie nicht so begeistert», so Küng schmunzelnd. Das habe aber wohl vor allem mit der Länge der Etappe (216 km) zu tun. «Ich habe die Tremola dennoch verteidigt, sie ist ein Stück Schweizer Geschichte.»

Man merkt, Küng ist locker drauf. Weil er kein Bergfahrer ist, konnte er schon ab Airolo TI den Druck von den Pedalen nehmen. «Ich musste nicht tief gehen und habe versucht, Kräfte zu sparen.» Das wird er heute nicht mehr tun – beim Zeitfahren in Goms VS zählt er auch nach seiner Prolog-Pleite (9.) zu den Top-Favoriten. Dabei ist der Thurgauer letzte Schweizer Hoffnung auf einen Tour-Exploit. Schafft er nicht, dürften wir wie 2017 bei der eigenen Rundfahrt ohne Etappen-Erfolg bleiben. Mit der Erwartungshaltung kann Küng leben. «Den grössten Druck mach ich mir sowieso selbst. Ich will gewinnen.»

Das möchte auch Egan Bernal (22), das Wunderkind aus Kolumbien – wobei es bei ihm ums Gesamtklassement geht. Da führt er nach seinem Sieg am Gotthard noch komfortabler als vorher. «Dieser Sieg tut gut», sagt er. Es ist der erste seit seinem Schlüsselbeinbruch Ende März. Trotzdem macht Bernal keinen Hehl daraus, dass er vor allem in der Schweiz ist, um sich auf die Tour de France vorzubereiten. «Ich bin hier, um zu trainieren.» Das dürfte dem designierten Ineos-Leader Geraint Thomas (33) zu denken geben. Denn: Bernal ist schon jetzt stark genug, um bei seinem «Training» alle anderen zu schlagen – auch den Luzerner Mathias Frank (32), der in eine Fluchtgruppe geht und erst 5 Kilometer vor dem Ziel gestellt wird.

Noch hat Bernal die Tour de Suisse längst nicht gewonnen. Ganz im Gegenteil. Schon heute wird Rohan Dennis (29) Jagd auf das Gelbe Trikot machen. Der Australier hat nur 41 Sekunden Rückstand. Bernal: «Er ist der beste Zeitfahrer der Welt. Ich werde also Zeit verlieren.» Der nur 60 Kilo schwere Bernal sagt es so, wie er an der Tremola agiert – ruhig und souverän. Gleichzeitig weiss er genau: «Wir haben auch noch die harte Etappe am Sonntag.» Da könnte er den Spiess erneut umdrehen.

Zurück zu Küng. Weil er in der Gesamtwertung auf Rang 91 liegt, wird er heute früh starten – wie bei einem Skirennen dreht sich die Startreihenfolge entsprechend der Klassierung. «Sollte ich die Bestzeit erzielen, werde ich lange warten müssen. Aber ich schaue vorerst nur auf mich. Und ein bisschen auf das Wetter», ergänzt er. Es werden wechselhafte Bedingungen vorausgesagt.

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