Darf man Nino Schurter abschreiben? Nein, niemals! Er wird in Val di Sole zum 9. Mal Weltmeister. «Es ist verrückt, einfach unglaublich. Ich bin super happy und mächtig stolz», so der Bündner im Ziel. Zweiter wird Mathias Flückiger – schon wieder. Der Oberaargauer holte schon zweimal WM-Silber und wurde auch vor einem Monat in Tokio Zweiter. Brutal. Während Schurter sein Glück kaum fassen kann, weint Flückiger Tränen der Enttäuschung.
Besonders dabei: Die beiden Schweizer Mountainbike-Cracks sind bis zuletzt zusammen unterwegs. Flückiger ist stärker in den Aufstiegen, Schurter in den Abfahrten. Kurz vor der letzten Kurve zeigt Schurter dann ein gewagtes, aber geniales Manöver: Nach der Passarelle schiebt er sich an Flückiger vorbei und behält seinen Vorsprung bis ins Ziel. Dritter wird der Franzose Victor Koretzky.
«War nicht sicher, ob ich es noch kann»
Für Schurter ist die Genugtuung riesig. Nach einer für ihn enttäuschenden Saison und dem bitteren vierten Platz in Tokio zeigt der 35-Jährige, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. «Ich war nicht mehr ganz sicher, ob ich es noch kann. Es ist einfach geil, dass es jetzt ausgerechnet an der WM klappt.»
Schurter betont, dass Flückiger und er sehr gut zusammengearbeitet hätten. Tatsächlich ziehen die Beiden nach zwei Runden davon, vergrössern ihren Vorsprung kontinuierlich. «Es war sehr fair, wir beide wollten uns Gold und Silber ermöglichen.» Das schaffen sie – auch wenn Flückiger mit Silber nicht wirklich leben kann.
Töchterchen Lisa macht das Glück perfekt
Für Schurter besonders schön: Seine Familie erlebt seinen Triumph – er ist nun der jüngste und älteste Weltmeister aller Zeiten – hautnah mit. Töchterchen Lisa fällt seinem Super-Daddy im Ziel um den Hals.
Bleibt die Frage: Wird Schurter nun, da er es allen gezeigt hat, doch noch bis Olympia 2024 in Paris weiterfahren? «Es war wichtig zu zeigen, dass ich es noch kann – auch für meine Planung», meint er vielsagend.
Flückiger hadert
Für Flückiger endet das WM-Rennen mit ähnlichen Gefühlen wie der Olympia-Showdown. «Ich kann mich irgendwann schon noch freuen. Es war sehr knapp, jetzt bin ich enttäuscht. Nino hat mich überrascht, ich wollte ganz zum Schluss eine saubere Kurve fahren – er hat es taktisch aber sehr gut gemacht», sagt er. Und fügt zum Schluss an: «Eigentlich ist so etwas ja mega cool für die Schweiz.»