Gold? Nein. Silber? Auch nicht. Bronze? Nicht einmal das! Topfavoritin Jolanda Neff verpasst an der Heim-WM im Cross-Country die Medaillenränge. Die 25-jährige Ostschweizerin holt in Lenzerheide GR nur Leder. Platz 4.
Frust pur, sagt sie kurz nach dem Rennen auch gegenüber dem SRF: «Es waren so viele Leute hier, ich hätte ihnen so gerne eine Freude gemacht, aber leider war ich heute einfach nicht auf 100 Prozent.» Sie habe letzte Woche noch einen Sturz auf das Knie hinnehmen müssen, konnte nicht wie geplant trainieren, zudem hatte sie einen Tag vor dem Rennen noch mit einem Husten zu kämpfen.
«Das Rennen war auf einem extrem hohen Niveau, alles muss passen, der Weltmeistertitel wird niemandem geschenkt.» Während dem Rennen habe sie keine Fehler gemacht, die Linien immer so getroffen, wie sie wollte. «Aber bei den Aufstiegen fehlte mir einfach die nötige Power, um ganz nach vorne zu kommen.»
Dabei sieht es für Neff gleich nach dem Start gut aus, sie biegt zuvorderst in die erste Kurve ein. Doch schon in der Steigung hat der Blondschopf Mühe, muss sich überholen lassen. Danach folgt der Grosskampf. Neff gibt nicht auf, sondern stemmt sich mit allem, was sie hat, gegen das drohende Schicksal. «Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich habe alles gegeben bis zum Schluss», sagt sie nach dem Rennen.
Erste Elite-Saison und schon Weltmeisterin
Praktisch während jeder der sieben Runden liegt sie auf Rang 4. Doch die vor ihr liegende Kanadierin Emily Batty ist nicht zu kriegen, die Kanadierin holt Bronze. Gold geht an Kate Courtney (USA), die auf der letzten Schlaufe die fast ständig auf Rang 1 liegende Annika Langvad (Dä) überholt.
Wahnsinn, wie das 22-jährige US-Girl die 12 (!) Jahre ältere Langvad stehen lässt. «Als sie weg war, versuchte ich positiv zu bleiben», sagt Courtney direkt nach dem Rennen, die es die erste Saison bei der Elite ist. Und schon ist sie Weltmeisterin. «Ich hatte keine grosse Erwartungen vor der Saison, aber jetzt ist alles perfekt aufgegangen und ich bin natürlich unglaublich glücklich.»
Und Neff? Ist enttäuscht, klar. Als mehrmalige Gesamtweltcupsiegerin, Welt- und Europameisterin, hätte sie mehr erwartet. Besonders bitter: In der Lenzerheide klappte es für Neff noch nie ganz nach vorne. Im Weltcup wurde sie Vierte (2015) und zweimal Dritte (2016 und 2017). Und nun also Vierte. Gold im Team ist da wohl nur ein kleiner Trost.
Linda Indergand, die zu Beginn sogar kurz vor Neff im Rennen liegt, kommt als 13. ins Ziel. Ramona Forchini klassiert sich auf Rang 23, Kathrin Stirnemann auf dem 28. Platz. Andrea Waldis musste das Rennen aufgeben.