Als Schotte war der Titel wie massgeschneidert für ihn. 1984 liess sich Robert Millar zum «King» krönen. Zum Bergkönig der Tour de France. Als erster und bisher einziger Brite. Heute ist Millar aber kein König mehr, vielmehr eine Königin. Millar heisst Philippa York. Er ist jetzt eine Sie. Und sie steht erstmals öffentlich zu ihrer Geschlechtsumwandlung.
«Ich wusste, dass ich anders war, seit ich fünf Jahre alt war», sagt die 58-Jährige im «Guardian». «Aber worin dieser Unterschied lag und wie ich damit umzugehen hatte, hat eine lange Zeit in Anspruch genommen. Das ging nicht über Nacht.» Es habe sich so angefühlt, als ob sie nicht das Leben geführt habe, das sie hätte führen sollen.
Gerüchte gab es schon lange. Die «Sunday Mail» berichtete von Millars verändertem Aussehen. Von langen Haaren und vermeintlichen Brüsten war die Rede. Notiz nahm kaum einer davon. Schon in seiner Karriere war Millar der Typ Schweiger, der nie so recht in die Szene passen wollte. Ein Einzelgänger. Der Mensch Millar blieb weitestgehend unbekannt.
Umso bekannter sind seine Leistungen. Beim Giro d’Italia 1987 wird er bester Bergfahrer, schafft es auf den zweiten Gesamtrang – wie auch zweimal an der Vuelta (1985, 1986). Drei Etappensiege in den Pyrenäen schafft er an der Tour de France. Auch an der Tour de Suisse holt er 1991 einen Etappensieg. Den Tiefpunkt erlebt er 1992. Millar wird positiv getestet – ausgerechnet auf Testosteron.
«Der Sport ist zurückgeblieben»
Weder die Heldentaten noch den Absturz will Philippa York vergessen. «Ich kann nur damit umgehen, indem ich den Robert-Teil meines Lebens in eine Box stelle. Und das Leben, das ich jetzt lebe, in eine andere», sagt sie. «Was ich früher getan habe, war nicht von der Person, die ich jetzt bin.»
Philippa ist dem Radsport treu geblieben, arbeitet als Radsport-Autorin und gehört an der Tour zum Kommentatoren-Team eines TV-Senders. Für sie ist es nichts Aussergewöhnliches, dass sie ihre Verwandlung aus einer grossen Sportkarriere heraus angetreten ist. «Auch wenn man mit einem Talent gesegnet ist, muss man mit all den anderen Sachen umgehen können, die das Leben mit sich bringt.»
Dass es im Sport kaum Homosexuelle gibt, findet Philippa schlicht lächerlich. «Der Sport ist mit seiner Haltung gegenüber allem, was nicht der heterosexuellen Norm entspricht, zurückgeblieben. Und der Radsport ist in diesem Kontext eine der widerstandsfähigsten Sportarten.» Sie will mit dem Schritt an die Öffentlichkeit etwas bewegen. «Vielleicht wird der Radsport ja irgendwann aufholen.»
Philippa York ist nicht die Erste, die sich nach einer Top-Sportkarriere einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat. Eines der berühmtesten Beispiele ist Caitlyn Jenner. Als Bruce Jenner holte der Leichtathlet 1976 Zehnkampf-OlympiaGold. Seit 2015 heisst er Caitlyn, ist TV-Star in der eigenen Reality-Show und das Gesicht aller Transgender-Frauen.
Den Weg von der Frau zum Mann ging Balian Buschbaum. Unter dem Namen Yvonne holte er beim Stabhochsprung zweimal EM-Bronze. 2007 outete er sich als Transmann und beendete seine sportliche Laufbahn.
Und aus Erika Schinegger wurde nach der Karriere Erik. Bei der Abfahrts-Weltmeisterin wurde 1967 festgestellt, dass die Geschlechtsteile nach innen gewachsen sind und sie genetisch ein Mann ist. Schinegger entschied sich daraufhin zu einer Operation – und wurde Vater einer Tochter.
Philippa York ist nicht die Erste, die sich nach einer Top-Sportkarriere einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat. Eines der berühmtesten Beispiele ist Caitlyn Jenner. Als Bruce Jenner holte der Leichtathlet 1976 Zehnkampf-OlympiaGold. Seit 2015 heisst er Caitlyn, ist TV-Star in der eigenen Reality-Show und das Gesicht aller Transgender-Frauen.
Den Weg von der Frau zum Mann ging Balian Buschbaum. Unter dem Namen Yvonne holte er beim Stabhochsprung zweimal EM-Bronze. 2007 outete er sich als Transmann und beendete seine sportliche Laufbahn.
Und aus Erika Schinegger wurde nach der Karriere Erik. Bei der Abfahrts-Weltmeisterin wurde 1967 festgestellt, dass die Geschlechtsteile nach innen gewachsen sind und sie genetisch ein Mann ist. Schinegger entschied sich daraufhin zu einer Operation – und wurde Vater einer Tochter.