Woran erkennt man, dass ein Dopingjäger richtig sauer ist? Zum Beispiel daran, dass er an einem Freitagabend um 20 Uhr eine Pressekonferenz einberuft, um gegen die Freispruchsbegründung eines Athleten zu protestieren.
Wer den Schweizer Dopingbekämpfer-Chef Ernst König kennt, weiss, dass der Berner ein besonnener Zeitgenosse ist. So schnell bringt ihn nichts aus der Ruhe. Dass seine Swiss Sports Integrity zum Gegenangriff übergeht, ohne dass die Urteilsbegründung überhaupt vorliegt, zeigt, wie sehr die SSI über den Entscheid der Disziplinarkammer erschüttert ist. Ein Freispruch aufgrund von mangelhafter Verwertbarkeit der Urinprobe – diese Argumentation lässt König an die Decke gehen.
Klar: Es geht auch um die Glaubwürdigkeit der Männer und Frauen, die in der Schweiz dafür sorgen sollen, dass Dopingsünder gefasst und ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Zu sehr ist die SSI in den letzten Monaten in der Kritik gestanden, weil im Rahmen des unseligen Falles um Mountainbike-Olympiaheld Mathias Flückiger durchaus auch über unglückliche Schachzüge der Anti-Doping-Organisation diskutiert werden musste.
Doch auch Flückiger kann noch nicht jubeln. Einerseits wird er noch einmal mit Gegenwehr vonseiten der SSI zu kämpfen haben. Andererseits hat er auch bei einem Freispruch fast zwei Jahre unter bösem Dopingverdacht leben müssen.
Eine Belastung, die eine Sportlerkarriere nachhaltig aus der Balance bringen kann. Psychisch, aber auch finanziell – welcher Sponsor will schon einen möglichen Doper unterstützen? Die Läuferin Sandra Gasser, die seit ihrem Fall Ende der 80er-Jahre an vielen Orten als Opfer eines unfähigen Dopingkontrollen-Systems gilt, kann ein Lied davon singen. Der Fall Flückiger: Er hat bis heute nur Verlierer hervorgebracht.