Ob nun Chris Froome ein Doper ist oder nicht: Seine Karriere neigt sich mit 33 Jahren dem Ende zu. Dessen ist sich sein Team Sky bewusst. Und genau deshalb plant der grösste und finanzstärkste Rad-Rennstall der Welt (Jahresbudget 42 Millionen Franken) seine Zukunft.
Mit Traumangeboten lockte Sky vor dieser Saison die talentiertesten Talente ins Team: Den Sprinter Kristoffer Halvorsen (22, No) und die Gesamtklassementsfahrer Egan Bernal (21, Kol) und Pavel Siwakow (20, Russ).
Vor allem der Transfer Siwakows sorgte für Wirbel, fuhr er doch lange für das BMC-Ausbildungsteam. Klar, dass BMC ihn halten wollte. «Das Angebot von Sky war für mich aber besser», erklärt der junge Russe. Kein Wunder, sucht der Rennstall von Ex-Besitzer Andy Rihs (1942-2018) doch verzweifelt nach einem Sponsor für das nächste Jahr. Gleichzeitig kritisiert der russischen Verbandspräsident Wjatscheslaw Jekimow: «Das ist eine sehr fragwürdige Entscheidung Siwakows. Ich fürchte, sie könnte seine Karriere gefährden.»
Der Grund für die Zweifel des zweifachen Zeitfahr-Olympiasiegers (2000 und 2004): Für ihn setzte Sky bisher zu wenig auf Youngsters. «Das ist jetzt anders, kein Team ist besser für Rundfahrt-Spezialisten. Ich bin Teil eines Langzeit-Projekts», so Siwakow. Der jüngste Fahrer im 141 Mann starken Tour-de-Suisse-Feld fühlt sich bei Sky wohl. «Allerdings ist es bei den Profis hart, es ist eine andere Welt», gibt der Neuling zu. Bislang schlug er sich aber beachtlich, im Gesamtklassement liegt der 1.88 m grosse Allrounder auf Rang 18 (+1:36 Minuten).
Siwakows ist damit zufrieden. Vorerst. Aber er will mehr. Sein Vorbild ist Fabian Cancellara. «Ich war immer ein Fan von ihm, er hat mich sehr beeindruckt». Verstecken muss sich aber auch Siwakow nicht. Er gewann im letzten Jahr den «Baby-Giro», ein U23-Rennen über sieben Tage. Da war er gerade einmal 19 Jahre alt.
Längst wird Siwakow als Nachfolger von Chris Froome («Seine Akribie ist beeindruckend») gehandelt. Anpassungsfähig ist er auf alle Fälle. Seine Eltern sind Russen, er wurde in Italien geboren und wuchs in Frankreich auf. «Für Franzosen bin ich ein Russe, für Russen ein Franzose», sagt er schmunzelnd.
Vorerst schaut Siwakow nur auf die Tour de Suisse. «Ich würde sie gerne eines Tages gewinnen – so wie Cancellara 2009!»