Riesen, Bartlis und Rocker
Die irrsten Figuren der Tour de Suisse

Sie kämpfen selten um Siege, fallen aber trotzdem auf.
Publiziert: 15.06.2018 um 15:02 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:45 Uhr
Mathias Germann und Oliver Görz (Text)

David und Goliath fühlen sich nicht immer wohl

Der kleinste und der grösste Fahrer posieren zusammen.
Foto: Mathias Germann

Daniel Pearson (24, Gb) und Stijn Vandenbergh (34, Be) trennen nicht nur zehn Jahre, sondern auch satte 35 Zentimeter Körpergrösse. Während Pearson gerade einmal 1.65 m klein ist, misst Vandenbergh 1.99 m. Niemand an der Tour ist kleiner respektive grösser. Pearson: «Es ist schon krass, wenn ich neben ihm stehe. Aber es macht mir nichts aus, ich bin zufrieden, wie es ist.» Zwar erkennt er mitten im Peloton wegen seiner geringen Grösse Gefahren fast nie frühzeitig («Eigentlich sehe ich gar nichts»), dafür ist er auf seinem Rad deutlich wendiger als Vandenbergh. «Stimmt», bestätigt der lange Belgier, der in seiner Jugend oft Basketball spielte. «Es ist schwieriger, das Rad zu beherrschen, wenn man fast zwei Meter gross ist.» Lachend ergänzt er: «Dafür sehe ich über alle hinweg, ein schöner Ausblick. Zudem lieben es meine Teamkollegen, hinter mir im Windschatten zu fahren!»

Der Designer plant die Zukunft

Foto: BENJAMIN SOLAND

Angefangen hat alles mit Schmerzen. Irgendwann wurden sie zu viel und Adam Hansen (37, Aus) zog die Reissleine. Wegen eines etwas herausstehenden Knochens am Fuss liess er sich massgeschneiderte Rennschuhe fabrizieren – und hatte Spass daran, sie mit ausgefallenen Farben und Formen zu verzieren. Oder, sie ganz schlicht zu halten. Stylisch mussten sie einfach sein! Längst ist Hansen nicht nur Rad-Profi, sondern auch Designer. Er vertreibt unter seinem Nickname «Hanseeno» Rennschuhe, T-Shirts, Socken, Kappen und mehr. «Im Moment habe ich nicht allzu viel Zeit, mich darum zu kümmern. Da helfen mir andere. Aber nach meiner Karriere könnte ich mir vorstellen, noch mehr im Bereich Mode zu machen.»

Der Rocker will ein Bier

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Nein, ein «normaler» Rad-Profi ist Daniel Oss (31, It) nicht. Der Edelhefer des dreifachen Weltmeisters Peter Sagan bei Bora-Hansgrohe fällt dafür schlicht zu sehr auf. Mit seinen Tattoos, seiner Liebe zu Hardrock und seinen ungewöhnlichen Ferien. Was mit Letzterem gemeint ist? Oss macht im Sommer regelmässig Rad-Urlaub in Italien. Mit Kumpels, ohne Pulsuhr, ohne Druck, ohne Ziel. «Einfach zum Geniessen», wie er es nennt. Ein Lebemann ist Oss deswegen noch lange nicht, er ist einer der zuverlässigsten Helfer im Feld. Und er wurde schon zweimal Weltmeister im Teamzeitfahren (2014 und 2015). Etwas bereut der selbsternannte «Bad Boy» allerdings: «Dass ich beim Aufstieg zur Alpe d'Huez noch nie angehalten habe, um mit den Fans ein Bier zu trinken.»

Der schnellste Bart auf Rädern

Kaum ein Fahrer ist im Peloton so gut auszumachen wie Simon Geschke (32). Der Berliner vom Team Sunweb ist als Helfer seiner holländischen Kapitäne Tom Dumoulin und Wilco Kelderman in den Rennen zwar eher unauffällig unterwegs, aber er hat ein unverkennbares Markenzeichen: seinen dunklen Vollbart. Den liess er sich vor vier Jahren stehen – teils aus Bequemlichkeit, teils aus modischem Geschmack. Nicht um aufzufallen. «Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich mit dem Bart auch als Radprofi anders wahrgenommen werden», sagt Geschke. Obwohl Hipster-Bärte heutzutage «in» sind, hat der Deutsche bei seinen Kollegen noch nicht viele Nachahmer gefunden. Vielleicht gibt es Bedenken wegen der Aerodynamik. Doch Geschke widerspricht: «Man hat da schon Messungen im Windkanal gemacht. Der Unterschied ist minimal.» Und grosse Siege sind auch mit Bart möglich, wie der gute Bergfahrer 2015 bewies. Da gewann er bei der Tour de France eine schwere Alpenetappe – für einen Helfer ein ganz besonderer Triumph.

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