Marlen Reusser ist nicht nur die schnellste Schweizerin auf dem Rennvelo, sondern auch ausgebildete Ärztin. Und genau darum hört sie derzeit besonders genau auf die Signale ihres Körpers. Warum? Weil sie nach einer Corona-Erkrankung auf dem Weg zurück ist. «Noch habe ich Respekt, meinen Körper an die Grenzen zu führen. Denn wenn ich das mache, wird mir sturmlig», sagt sie in bestem Berndeutsch. Heisst: Ihr wird sturm im Kopf.
Genau das passierte Reusser zuletzt bei der Schweizer Meisterschaft in Steinmaur ZH. Nach etwas mehr als der Hälfte des Rennens gab sie auf. «Auch mein Puls wird derzeit sehr schnell hoch, das ist verdächtig», sagt sie. Reusser bleibt dennoch gelassen. Sie wisse schliesslich auch nicht, ob dies nach ihrer längeren Trainingspause – sie verletzte sich vor drei Wochen am Handgelenk – eine ganz normale Reaktion sei. «Ich will so oder so nichts provozieren, sondern mit Köpfchen zurückkehren», sagt sie.
«Es war ein komisches Gefühl»
Der Verzicht auf die Tour de Suisse Women, deren Schweizer Aushängeschild sie war, habe geschmerzt, erklärt Reusser. «Es wäre schon toll gewesen, zu fahren. Aber es gibt Schlimmeres auf dieser Welt», sagt sie. Ihre Absage vier Tage vor dem Rennen sei dennoch die richtige Entscheidung gewesen. «Corona hat mich schon getroffen. Ich hatte mehrere Tage lang 39 Grad Fieber, allerdings keine Schmerzquelle – das war ein komisches Gefühl.»
Angst vor Long Covid hat Reusser nicht. «Aber es ist im Kopf. Und genau deshalb lasse ich es langsam angehen», so die Vize-Olympiasiegerin im Zeitfahren. Schon bald wird sie sich in ein Höhentrainingslager verabschieden – auf dem Berninapass wird Reusser an ihrer Form feilen. Und dann folgt schon bald die Tour de France Femmes (24. bis 31. Juli). «Wenn alles nach Plan läuft, werde ich dort fahren. Die Frage ist, in welcher Form. Ich kann aber so oder so dem Team eine Stütze sein», so die Athletin von SD Worx.