Auf einen Blick
- Unfalltod von Muriel Furrer im Juniorinnen-Strassenrennen beschäftigt Senn
- Rettungskette funktionierte einwandfrei trotz schwieriger Bedingungen
- Strecke birgt keine unüblichen Risiken
Olivier Senn, Sie müssen trotz des tragischen Unfalltodes von Muriel Furrer im Strassenrennen der Juniorinnen funktionieren. Wie geht es Ihnen?
Olivier Senn: Es fällt allen nicht einfach, aber das «Funktionieren-Müssen» gibt mir Halt. Ich arbeite Punkt für Punkt ab.
Welche Punkte sind prioritär?
Erstens werden die WM-Rennen, auch auf Wunsch der Familie, programmgemäss fortgesetzt. Zweitens gilt es, das Team in dieser Situation zu betreuen. Viele, vor allem auch junge Helferinnen und Helfer, erleben diese Situation erstmals. Andere mussten das schon mit Gino Mäder durchmachen. Wir müssen sicherstellen, dass der Staff und die Volunteers trotz der Emotionen für ihre Aufgabe bereit sind. Und drittens kooperieren wir als LOK Zürich 2024 vollumfänglich mit der Staatsanwaltschaft.
Die Ermittlungen zum Unfallhergang und Unfallort sind im Gang. Am Freitag lagen keine gesicherten Informationen vor, es wurde mit dem Verweis auf die laufenden Untersuchungen nicht spekuliert. Dürfen Sie am Samstagmorgen mehr dazu sagen?
Nein, und ich kann auch nicht. Ich kenne weder den Unfallhergang noch den genauen Unfallort. Wir wissen, wo Muriel gefunden wurde, wissen aber nicht, wie die Unfallstelle genau aussieht. Was allgemein bekannt ist und stimmt: Der Unfall geschah in der Abfahrt im Waldstück vor Küsnacht.
Wie sieht die Aufgabenteilung zwischen der Staatsanwaltschaft und dem OK seit dem Auffinden von Muriel Furrer aus?
Die Polizei und die Staatsanwaltschaft klären den Unfallhergang ab. In unserer Verantwortung liegt die Rettungskette, oder auch das Handling der Medien.
Hat die Rettungskette funktioniert?
Ja, sehr gut. Innert Minuten nach dem Eingang der Unfallmeldung war der Arzt samt Rettungswagen vor Ort und begann mit der Erstversorgung. Auch der Rettungshelikopter stand bereit.
Dieser hob aber sehr lange nicht ab.
Zu Beginn ging es um die Erstversorgung. Zudem war der Unfallort für den Helikopter nicht zugänglich. Auch musste Muriel zuerst transportfähig gemacht werden.
Ab dem Alarmeingang hat es bestimmt perfekt funktioniert. Offenbar lag Muriel Furrer aber längere Zeit unentdeckt am Unfallort. Die Velos sind doch mit GPS-Tracker ausgestattet, oder?
Ja, die Velos sind mit GPS-Tracker ausgestattet. Die Informationen des Trackers dienen primär der TV-Berichterstattung.
Ging man mit der Streckenwahl ein Risiko ein?
Die Streckenentwicklung begann im Rahmen der Bewerbungsphase 2019. Nach vertieften Abklärungen, auch in Bezug auf die Verkehrssicherheit, entstanden dann die WM-Strecken, die vom Weltverband genehmigt wurden.
Kamen nie Bedenken auf wegen dieser Abfahrt durch den Wald?
Nie. Weder von der UCI, noch von den Teams, die auf der Strecke trainiert haben. Wir hatten nie eine negative Rückmeldung zu dieser Passage. Und: Bis jetzt gab es an dieser WM rund 1500 Durchfahrten und meines Wissens nur einen einzigen Sturz. Leider einen sehr tragischen. Die WM-Strecke wurde vielfach bezüglich Risiken analysiert. Sie beinhalten keine Risiken über dem üblichen Mass.
Und Muriel Furrer, die in der Nähe des Unfallortes aufgewachsen ist und trainiert hat, muss ja die Passage auch schon x-mal passiert haben. Gab es Rückmeldungen bezüglich der Streckensicherung in diesem Waldstück?
Da halten wir uns ans Reglement des Weltverbandes. Die UCI hat die Streckensicherung abgenommen.
Viele Fragen sind noch ungeklärt. Wann erhält die Öffentlichkeit Klarheit?
Der Fall Gino Mäder zeigt: Diese Untersuchungen benötigen Zeit, damit die Umstände des Unfalls restlos geklärt werden können.