Das Highlight: «Das war ganz klar San Sebastian, als ich Dritter wurde und erstmals auf einem World-Tour-Podest stehen durfte. Es war mein Durchschlag bei den Profis. Das Rennen war mit seinen 227 Kilometern ziemlich lang, und ich habe gemerkt: Hey, ich kann bis ganz zum Schluss mit den Besten mithalten! Das war sehr wertvoll.»
Verhinderte Streitereien: «Ich versuche stets, Streitereien aus dem Weg zu gehen. Schliesslich sieht man sich im Feld immer wieder. Verscherzt man es sich mit einem Fahrer, kann das negativ sein für die Zukunft. Die Radwelt ist relativ klein – es ist besser, man hat nicht zu viele Feinde, dafür ein paar Freunde.»
Der Frust: «Eigentlich hat mich in diesem ersten Jahr nichts frustriert, ich habe meine Erwartungen übertroffen. Eine Episode bei der Baskenland-Rundfahrt ärgert mich trotzdem. Ich war im Gesamtklassement gut positioniert, doch auf der dritten Etappe machte ich einen taktischen Fehler. Ich war nach dem Start schlecht positioniert, und schon nach 15 Kilometern ging ein Loch im Feld auf, ich fuhr 140 Kilometer lang hinterher. Ein Anfängerfehler und sicher mein Tiefpunkt.»
Die schönste Etappe: «Die erste der Tour de Suisse nach dem Prolog, also jene in Langnau. Ich fühlte mich wie in Belgien, die Stimmung am Chuderhüsi war gigantisch. Und als Berner hatte ich viele Kollegen und die Familie am Strassenrand.»
Der Schreckmoment: «Bei der Deutschland Tour stürzten gleich mehrere Fahrer vor mir. Ich dachte, jetzt erwischt es mich auch. Mir rutschte das Herz in die Hose, aber ich kam um wenige Millimeter an allen vorbei. Da hatte ich Glück.»
Selfies: «Zusammen mit Autogrammen würde ich sagen, dass es 10 bis 20 pro Rennen waren. In Belgien viel mehr, da könnte man stundenlang bei den Fans bleiben. Es ist unglaublich, wie die Leute dort den Radsport lieben. Aber nicht nur da, ich bekomme mittlerweile auch ziemlich viel Fanpost – das ist immer schön.»
Der Sturz: «Bei der BinckBank Tour in Belgien fiel mir die Kette runter, ich bekam sie nicht rauf. Ich war mitten im Feld nach einem Pavé-Abschnitt und habe angezeigt, dass ich links rauswill. Trotzdem habe ich zwei Fahrer erwischt, wir landeten im Graben. Doch dann ging es gleich wieder weiter, niemand verletzte sich.»
Das schlimmste Hotel: «In dieser Saison war alles gut. Der Standard bei den Profis ist halt höher. Aber letzte Saison bei einem U23-Rennen hatten wir in den Pyrenäen eine wirklich miese Unterkunft. Sie sah aus wie eine Militäranlage, es gab nur Klappbetten. Und die Zimmer waren so eng, dass ich den Koffer draussen aufmachen musste. Ein Restaurant gab es auch nicht, man stellte uns einfach einen Topf Reis mit Poulet hin. Heute kann ich darüber lachen.»
Das beste Essen: «Nach meinem dritten Platz in San Sebastian war ich superglücklich. Als am Abend dann noch ein Steak mit Pommes serviert wurde, war der Tag fast perfekt.»
Das Pokerface: «Hab ich ab und zu aufgesetzt – bei der BinckBank Tour oder in San Sebastian. Das gehört dazu. Je nach Situation mimt man den toten Mann oder Superman. Meistens ist es besser, die eigene Schwäche nicht durch seine Mimik zu zeigen – sonst wird man eher angegriffen. Aber man muss sparsam mit dem Pokerface umgehen, schliesslich fährt man auch später gegen die gleichen Konkurrenten. Gleichzeitig habe aber auch ich in meinem ersten Profijahr versucht, die anderen Fahrer zu lesen, also ihre Körpersprache zu deuten. Das könnte künftig ein Vorteil sein.»