Rad-Star Peter Sagan schwört auf seinen Camper
Das Wohnmobil ist sein Trophäen-Lager

Gegen Peter Sagan ist kein Kraut gewachsen. Er siegt in Murten überlegen. Im Ziel wartet dann sein Wohnmobil. Aber warum eigentlich?
Publiziert: 18.06.2019 um 15:51 Uhr
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Peter Sagan schwört auf sein Wohnmobil.
Foto: Mathias Germann
Mathias Germann

Was für ein Antritt, was für eine Wucht! Peter Sagan (29) lässt in Murten FR niemandem eine Chance, siegt im Bergauf-Sprint überlegen. Eine Machtdemonstration. «Ich wusste: Wer als Erster in die Schlusskurve fährt, gewinnt. Also bin ich als Erster in die Kurve.» Eine kurze, trockene Analyse. Typisch Sagan halt. Er übernimmt das Leadertrikot und baut seinen Rekord auf 17 Tour-Etappensiege aus. Gleichzeitig zementiert Sagan seinen Heldenstatus – zumindest bei seinen Fans. Andere nerven sich.

Denn: Sagan ist kein gewöhnlicher Radsportler. Er ist das krasse Gegenteil davon. Der Slowake ist hart zu sich selbst, aber auch zu den Gegnern. Und Sagan ist ein Showman. Er macht mitunter auch mal einen Wheelie mitten in einem Rennen. Dabei hebt er sein Vorderrad an und balanciert nur auf dem Hinterrad. Zirkusreif. Doch es gibt auch viele, die sich von ­seinen Kapriolen gestört fühlen. Zum Beispiel dann, wenn er schon vor der Ziellinie spezielle Jubelposen inszeniert – ganz im Wissen, dass ihm sowieso keiner mehr das Wasser reichen kann. Gehört sich nicht, finden viele. In Murten jubelt er allerdings «normal». Dennoch polarisiert er. Zum Beispiel auch wegen seines eigenen Wohnmobils, das ihn quer durch Europa begleitet. Kein anderer Fahrer leistet sich einen solchen Luxus.

Auf dem Camper steht in grossen Lettern: «They laugh at me because I’m different. I laugh at them because they’re all the same.» Übersetzt: «Sie lachen über mich, weil ich anders bin. Ich lache über sie, weil sie alle gleich sind.» BLICK spricht ihn darauf an. Sagan: «Ich will nicht anders sein, nur ich selbst. Ich verstelle mich nicht.» Er findet, das sollten alle Menschen anstreben, «auch wenn man zuweilen ausgelacht wird».

In einem Punkt sind sich Sagans Verehrer und Verächter einig: Der Mann ist Weltklasse. 112 Profi-Siege hat er auf dem Konto – kein anderer Fahrer an dieser Tour de Suisse kommt auch nur annähernd an diesen Wert heran. Dazu ist er dreifacher Weltmeister (von 2015 bis 2017).

Noch benutzt er es nur beruflich

Für die vielen angereisten slowakischen Fans ist Sagan ein Halbgott. Peter der Grosse. Sie mögen ihn einfach, finden seine schludrige, seltsam komisch wirkende Art sympathisch. Und wissen: Sagan nimmt sich selbst nicht zu ernst, für ihn ist Radfahren vor allem Spass. Druck? Dagegen ist er immun. Es ist sein grosses Erfolgsrezept.

Zurück zu seinem Wohnmobil. Sagan stellt klar: «Ich will mich mit ihm überhaupt nicht abgrenzen. Ich bin nicht besser als andere.» Tatsächlich schläft Sagan – im Gegensatz zum ehemaligen Ski-Star Bode Miller – wie seine Teamkollegen im Hotel. Anreisen und Besprechungen finden im grossen Bora-Hansgrohe-Teambus statt. Warum also die Extrawurst? Sagan: «Nach den Rennen habe ich oft länger als meine Teamkollegen. Siegerehrungen, Interviews, Fans – das alles braucht Zeit. Und die nehme ich mir. Aber meine Teamkollegen sollen nicht auf mich warten. Dank des Campers können sie schon ins Hotel fahren. Schmunzelnd fügt er an: «Das Wohnmobil ist auch ein Lager auf Rädern. Ich verstaue alle Geschenke, Pokale und Souvenirs darin. Während einer Rundfahrt kommen Hunderte davon zusammen.»

Noch benutzt Sagan das Wohnmobil nur für seinen Beruf. Doch er träumt davon, nach der Karriere selbst ans Steuer zu sitzen. Wie ein normaler Tourist also. «Ich würde gerne die Schweiz einmal in Ruhe kennenlernen. Am liebsten mit meinem Sohn Marlon. Er ist der grösste Sieg in meinem Leben. Später darf er sagen, wo wir mit dem Camper hinfahren.»

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