Silvan Dillier (29) ist sich Schmerzen gewohnt. Auf dem Rad ist er unerbittlich zu sich selbst, er sucht und überschreitet oft das Limit. Wo andere längst aufgeben, beisst sich der Aargauer aus Schneisingen oft noch lange durch. Nirgends sah man dies besser als bei Paris-Roubaix vor zwei Jahren. 220 Kilometer ratterte er in der «Hölle des Nordens» an der Spitze über die gefürchteten Pavés. Am Ende musste sich Dillier nur dem dreifachen Weltmeister Peter Sagan (Slk, 30) geschlagen geben.
«Silvan hat mega krasse Fähigkeiten, harte Momente zu überstehen», sagt Ehefrau Cornelia. Als Fitness-Trainerin kann sie dies gut einschätzen. Und Dillier selbst? Er meint: «Ich hasse es so zu leiden, dass ich fast vom Göppel runterfalle. Aber das Gefühl am Abend im Bett, sich gegen alles gestemmt und nicht nachgelassen zu haben, ist unbezahlbar.»
Dillier will seinen Gegnern «Schmerzen zufügen»
Wer nun meint, dass Dillier auch sonst verbissen ist, täuscht sich jedoch. Genau das Gegenteil ist der Fall. «Der Spassfaktor muss immer stimmen», sagt er. Das gilt für ihn auch bei «The Digital Swiss 5», einer auch für Dillier ganz neuen Form des Rennfahrens. «Ich sehe das als Experiment an und freue mich darauf. Es ist ein revolutionäres Element, das dazukommt.» Er sei zwar momentan nicht in Topform, so der zweifache Teamweltmeister (2014 und 2015). Aber wer ist das angesichts der durch die Corona-Krise erzwungenen Rennpause schon? Dillier jedenfalls kündigt an: «Ich werde versuchen, den anderen Fahrern Schmerzen zuzufügen. Und sollte ich in einer Etappe der Stärkste sein, lasse ich mir den Sieg sicher nicht nehmen.»
Auf einmal ist er wider da: dieser Ehrgeiz, den Dillier durchtreibt. «Ich will gewinnen. Immer. Das war schon als Kind so», sagt er und setzt sich für das BLICK-Shooting auf einen grünen Trampi-Traktor. Auf genau so einem Spielzeug gewann er beim traditionellen «Eierlesen» in Schneisingen AG vor fast 25 Jahren sein erstes Rennen. Vater Kari Dillier erinnert sich: «Silvan hatte viel Ausdauer. Das merkten wir schon früh. Und er war immer sehr ehrgeizig – wenn er etwas wollte, versuchte er es, bis er es schaffte.»
Als Kind überholte Dillier die frisierten Töfflis
Spielkonsolen gab es damals im Haus Dillier nicht. Auch der TV wurde kaum benutzt. «Ich war sowieso lieber draussen», sagt Dillier. Sein Talent blieb fürs Radfahren fiel auf, im Veloclub Alpenrose Schneisingen konnte niemand in seinem Alter mit ihm mithalten. Angst, als «uncool» zu gelten, hatte Dillier dabei nie. Augen für die Mädchen hatte er damals sowieso (noch) nicht und das Gamen konnte ihm gestohlen bleiben. Lieber war Dillier draussen auf seinem Velo. «Ich hatte meinen Spass daran, die Jungs auf ihren frisierten Töfflis zu überholen. Die haben sich dann grausam aufgeregt, weil ich schneller war.»
Der Trampi-Traktor wurde bald unwichtig. Und doch weckt er Erinnerungen. «Und wenn ich heute auf einem solchen sitze, sieht das aus wie eine Figur aus Mario Kart», sagt Dillier lachend. Man merkt: Ein bisschen kennt sich der Mann, der auch bei Hundswetter stets ohne Rad-Handschuhe fährt, in der Welt der Konsolenspiele dann doch aus. Da stellt sich die Frage: Wie wird er seinen Sohn Ilja (3 Monate) erziehen? «Derzeit halten wir die digitale Welt komplett von ihm fern. Wir versuchen, auch nicht ständig auf dem Handy etwas zu machen, wenn er bei uns ist. Noch haben wir aber nicht entschieden, ob Ilja eine Konsole haben darf. Das hat ja noch Zeit», so der Neo-Daddy.
Traubenzucker-Mund verrät Lausbub Dillier
Fest steht für Dillier: Sein Sohn soll das Leben draussen geniessen. Und Spass haben. «Er darf auch mal einen Seich machen.» So wie er selbst, als er noch klein war. Ein Beispiel? Als sein Vater noch in der Landi arbeitete und Futter für das Vieh mischte, schlich sich der kleine Silvan herein. Unbemerkt schleckte er dabei vom grossen Traubenzucker, der in grossen Säcken abgefüllt war. Kari erinnert sich: «Als ich Silvan dann sah, hatte er um den Mund herum weissen Puder. Es war sofort klar, dass er vom Traubenzucker genascht hatte – er konnte es gar nicht bestreiten!»
Zurück zur Aktualität und «The Digital Swiss 5». Im Gegensatz zu klassischen Konsolenspielen wird Dillier dabei körperlich gefordert. «Es ist anders wie bei einem Wettkampf auf der Strasse, klar. Hier wird ist die Taktik nicht so wichtig sein. Das ist schade, aber auch logisch. Das Motto ist: Der Stärkste gewinnt!» Dillier wird alles dafür tun, um diese Rolle auszufüllen.
Mit dem Fussball konnte Remco Evenepoel (20) gut umgehen. Er war U-15-Captain der belgischen Auswahl. Aber: Auf dem Rad ist er noch viel stärker.
Blickt man auf die Fahrerliste von «The Digital Swiss 5», sticht ein Name sofort ins Auge: Remco Evenepoel. Der Belgier ist mit erst 20 Jahren grösste Rad-Talent der Gegenwart. «Kleiner Kannibale», nennt man ihn bereits in Anlehnung an Rad-Legende Eddy Merckx (74). Damit tut man Evenepoel keinen Gefallen.
Doch er geht offenbar gut damit um. 2020 startete Evenepoel in zwei Rundfahrten (San Juan und Algarve), er gewann beide Gesamtwertungen und dazu drei Etappen. Den letzten Tagessieg feierte er Ende Februar in einem 20-Kilometer-Zeitfahren vor Rohan Dennis (30, Aus). Eine kleine Revanche für die WM im letzten Herbst – damals holte er hinter dem Australier Silber. «Ich will einfach besser und besser werden», sagte Evenepoel. Danach wurde er durch die Corona-Krise ausgebremst. Der so zierlich wirkende Evenepoel ist ohne Zweifel bereits jetzt teuflisch gut.
Das war er auch einst im Fussball als Captain der belgischen U-15-Auswahl. Warum kehrte er dem runden Leder den Rücken zu? «Ich hatte einfach keine Lust mehr auf Fussball», so Evenpoel lapidar.
2019 wurde das Supertalent zu Belgiens Sportler des Jahres gekürt – als erster Radfahrer seit Greg van Avermaet (2016). Nun treten beide in der virtuellen Tour de Suisse gegeneinander an. Gibts erneut eine Ablösung? Van Avermaet ist 14 Jahre älter und gewann vor zwei Wochen die virtuelle Flandern-Rundfahrt. Evenepoel verlor als Sechster 1:42 Minuten.
Van Avermaet: «Ich werde alles geben, um auch jetzt wieder zu gewinnen. Virtuelle Rennen sind zwar kürzer als normale Rennen, aber die Intensität ist viel höher.»
Mit dem Fussball konnte Remco Evenepoel (20) gut umgehen. Er war U-15-Captain der belgischen Auswahl. Aber: Auf dem Rad ist er noch viel stärker.
Blickt man auf die Fahrerliste von «The Digital Swiss 5», sticht ein Name sofort ins Auge: Remco Evenepoel. Der Belgier ist mit erst 20 Jahren grösste Rad-Talent der Gegenwart. «Kleiner Kannibale», nennt man ihn bereits in Anlehnung an Rad-Legende Eddy Merckx (74). Damit tut man Evenepoel keinen Gefallen.
Doch er geht offenbar gut damit um. 2020 startete Evenepoel in zwei Rundfahrten (San Juan und Algarve), er gewann beide Gesamtwertungen und dazu drei Etappen. Den letzten Tagessieg feierte er Ende Februar in einem 20-Kilometer-Zeitfahren vor Rohan Dennis (30, Aus). Eine kleine Revanche für die WM im letzten Herbst – damals holte er hinter dem Australier Silber. «Ich will einfach besser und besser werden», sagte Evenepoel. Danach wurde er durch die Corona-Krise ausgebremst. Der so zierlich wirkende Evenepoel ist ohne Zweifel bereits jetzt teuflisch gut.
Das war er auch einst im Fussball als Captain der belgischen U-15-Auswahl. Warum kehrte er dem runden Leder den Rücken zu? «Ich hatte einfach keine Lust mehr auf Fussball», so Evenpoel lapidar.
2019 wurde das Supertalent zu Belgiens Sportler des Jahres gekürt – als erster Radfahrer seit Greg van Avermaet (2016). Nun treten beide in der virtuellen Tour de Suisse gegeneinander an. Gibts erneut eine Ablösung? Van Avermaet ist 14 Jahre älter und gewann vor zwei Wochen die virtuelle Flandern-Rundfahrt. Evenepoel verlor als Sechster 1:42 Minuten.
Van Avermaet: «Ich werde alles geben, um auch jetzt wieder zu gewinnen. Virtuelle Rennen sind zwar kürzer als normale Rennen, aber die Intensität ist viel höher.»