Zerfetzte Rennhosen, Blut an Ellenbogen, Knien und Schultern, Rennräder, die am Boden liegen und ein Begleitfahrzeug, das die eigene Athletin über den Haufen fährt. Auch während der vierten Etappe der Tour de France führte zeitweise das Chaos Regie. Eine 13 Kilometer lange Schotterpiste machte den Fahrerinnen das Leben zur Hölle.
«Ich mache mir grosse Sorgen»
Die verhältnismässig vielen Stürze geben zu denken. Stephen Delcourt, Manager vom Rennstall FDJ-Suez, zeigte sich gegenüber «Eurosport» konsterniert: «Ich mache mir grosse Sorgen um die Sicherheit unserer Fahrerinnen.»
Wo liegen die Gründe für die vielen Stürze an der Tour der Frauen? Für SRF-Rad-Experte Sven Montgomery (46) hat dies unter anderem mit dem falsch zusammengestellten Etappenplan zu tun. Ein Prolog ist unauffindbar. «Von mir aus gesehen, sollte es obligatorisch sein, dass derart grosse Rundfahrten mit einem Zeitfahren beginnen.»
Der Grosskampf um das Leadertrikot
Der ehemalige Rad-Profi, der viermal an der Tour de France teilnahm, erklärt sogleich wieso: «Der Kampf gegen die Uhr gibt dem Gesamtklassement ein Gesicht. Jede Athletin würde merken, wo sie sich einzureihen hat. Geschieht dies nicht, wittern alle ihre Chance auf das Leadertrikot.» Die Folge davon? «Grosse Hektik, mehr Stürze und ein erhöhtes Verletzungsrisiko.»
Die Schweizerin Marlen Reusser (30), die bisher von einem schlimmen Unfall verschont blieb und die vierte Etappe sogar gewonnen hat, kritisierte gegenüber der «deutschen Presse-Agentur» das grosse Leistungsgefälle innerhalb des Feldes: «Es sind hier auch Fahrerinnen am Start, bei denen man sich schon die Frage stellt, warum sie dabei sind.»
Schweizerinnen blieben noch unversehrt
Montgomery hebt noch einen anderen Aspekt hervor: «Grundsätzlich sind an der Tour de France sowieso immer alle hypernervös – auch bei den Männern. Weil es für die Frauen eine Premiere ist, dürfte es bei ihnen noch ein wenig extremer sein.»
Die drei weiteren verbliebenen Schweizer Fahrerinnen Elise Chabbey (29), Caroline Baur (28) und Noemi Rüegg (21) sind glücklicherweise bisher ebenfalls von gröberen Zwischenfällen verschont geblieben.