Nach dem Beckenbruch an der Vuelta
Rad-Held Frankiny wartet auf den Rollstuhl

In Spanien verblüffte Kilian Frankiny die Rad-Welt, als er 70 Kilometer mit gebrochenem Becken fuhr. Jetzt sitzt er zu Hause im Oberwallis und ist zum Nichtstun verdammt.
Publiziert: 07.09.2017 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:25 Uhr
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Kilian Frankiny fährt an der Vuelta 70 Kilometer mit gebrochenem Becken.
Foto: Imago
Hans-Peter Hildbrand

Die Tage daheim in Naters sind lang. Energiebündel Kilian Frankiny (23) übt sich in Geduld und Nichtstun. An der Vuelta in Spanien stürzt er auf der Königsetappe schwer. Fährt die restlichen 70 Kilometer – die Hälfte davon bergauf – mit beinahe unerträglichen Schmerzen fertig.

«Jetzt kann ich nicht einmal mehr gehen», sagte er nach der Heldentat. Im Spital in Spanien diagnostizierten die Ärzte einen Oberschenkelhalsbruch. Im Spital in Visp wurde diese Diagnose später korrigiert: stabiler Beckenbruch, der konservativ behandelt wird.

Spanien bringt dem Oberwalliser definitiv kein Glück. Schon einmal ist er da schwer gestürzt. Das war 2015 als er beim BMC Racing Team Profiluft schnuppern durfte. Am ersten Tag des Trainingslagers in Spanien brach er sich nach einem heftigen Sturz das Schlüsselbein. Ein Bruch, den die spanischen Ärzte auf den Röntgenbildern allerdings übersahen.

Fünf Wochen ohne Training

Wie geht es nun weiter mit Kilian? «Am Montag beginne ich mit der Physiotherapie. Die Schmerzen sind jetzt erträglich.» Noch bewegt sich nur in der Wohnung und nur an Krücken. Nach draussen traut er sich noch nicht. «Ich warte auf den Rollstuhl», sagt er. «Dann können sie mich durch die Gegend stossen – oder ich kann mich dann selber bewegen.» Die Frage ist, ob die Ärzte ihm diesen Bewegungsablauf wegen der Belastung der Schulterpartie erlauben.

Fünf Wochen muss sich Frankiny gedulden, bis er auf der Rolle wieder leicht trainieren kann. «Ich lese jetzt sehr viel, gehört ja zu meinen Hobbies», sagt er. «Post und Mails und SMS habe ich beantwortet. Ich schaue mir auch Filme an.» Und ab 15 Uhr hat er jeweils einen Fixtermin. Wenn die Liveübertragung der Vuelta beginnt, sitzt er gespannt vor dem TV. Was er dabei denkt? «Lieber wäre ich dabei. Aber es ist wie es ist.»

Super Werte, wenig Glück

Ohnehin ist es ein Wunder, dass Frankiny überhaupt noch Rennen fahren kann. Im Frühjahr raste sein Herz an Rennen während 10 bis 20 Sekunden mit bis zu 230 Schlägen pro Minute. Bei einem zweistündigen operativen Eingriff wurde das für die Herzrhythmusstörung verantwortliche Herzmuskelgewebe verödet. Er war wieder fit. Jetzt der Beckenbruch. Ein Pechvogel.

Der Oberwalliser mit dem grossen Kämpferherzen schaut aber nach vorn, will 2018 wieder Vollgas geben. Und seine enormen Wattleistungen – bessere Werte hat nur Teamleader Richie Porte – endlich ohne Sturz erfolgreich auf den Asphalt bringen.

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