Das hätte böse enden können!
Ende März sorgt Radprofi Nacer Bouhanni (30) mit einer gefährlichen Aktion für mächtig Wirbel. Im Sprint-Finale des zweitklassigen GP Cholet-Pays de la Loire rempelt der Franzose seinen Rivalen Jake Stewart (21) rücksichtslos in die Bande. Bouhanni kommt als Dritter ins Ziel – kurz darauf folgt die Disqualifikation.
Das Opfer ist nach dem Rennen stinksauer: «Ich würde dich ja fragen, was du dir dabei gedacht hast … aber du hast keine Gehirnzellen!», tobt der Brite auf Twitter. Stewart kommt mit einer gebrochenen Hand davon. Der Übeltäter entschuldigt sich in einer offiziellen Mitteilung. «Ich gebe zu, es war mein Fehler, von meiner Linie abzuweichen, aber es war sicherlich keine Absicht.»
Das sehen die Rad-Fans anders. In den sozialen Medien wird Bouhanni nach seiner Aktion heftig angefeindet. Darunter sollen auch rassistische Beleidigungen sein – wegen seiner nordafrikanischen Wurzeln. «Ich wurde in Frankreich geboren. Ich liebe mein Land. Mit 21 Jahren war ich französischer Meister. Als ich die Nationalhymne auf dem Podium gehört habe, war dies einer der schönsten Momente meiner Karriere», so der 30-Jährige in einem Interview mit «L’Equipe». Und weiter: «Es ist traurig, das alles zu lesen. Die Leute wollen, dass ich im Gefängnis lande.» Mittlerweile habe er seinen Facebook-Account gelöscht, um die Nachrichten nicht mehr sehen zu müssen.
Die Anfeindungen machen Bouhanni sichtlich zu schaffen. Rund eine Woche nach der Rempelei verzichtet er auf den Start beim Scheldepreis. Wie sein Team Arkéa-Samsic mitteilt, sei Bouhanni nicht in der Lage gewesen, an den Start zu gehen.
Bouhanni erstattet Anzeige gegen Kommentar-Verfasser
Unterdessen hat sich auch Jake Stewart wieder gemeldet. «Ich möchte absolut deutlich sein: Abgesehen von unseren unterschiedlichen Meinungen, halte ich bedingungslos zu Nacer Bouhanni. Meinungsverschiedenheiten sollten niemals eine Frage von Rassismus sein», schreibt der Brite auf Twitter. An die Verfasser der Anfeindungen hat Stewart eine klare Botschaft: «Ihr seid hier nicht willkommen!»
Und auch der Weltverband UCI verurteilt die unsäglichen Kommentare aufs Schärfste. «Wie schwerwiegend auch immer der Fehler des französischen Fahrers war, so rechtfertigt es die Beleidigungen noch lange nicht», lässt der Verband verlauten. Zudem werde man jede Art von Diskriminierung bekämpfen.
Das wird auch Bouhanni tun. Der Franzose hat angekündigt, rechtliche Schritte einzuleiten und die Verfasser der Kommentare anzuzeigen: «Ich hoffe, dass die Justiz etwas tun wird, denn wenn nicht, bedeutet das, dass jeder tun kann, was er will.» (mou)