Er ist der Mann in Gelb. Der Tour-Leader. Der scheinbar stärkste Fahrer im Feld. Plötzlich joggt Chris Froome verzweifelt den Mont Ventoux hoch! Verrückt! Die Zuschauer trauen kaum ihren Augen.
«Der Ventoux steckt voller Überraschungen», wird der Titelverteidiger nach dem für ihn wohl verrücktesten Tag in seiner Karriere auf der Tour-Homepage zitiert.
Was um Himmels Willen ist da bloss auf den letzten 1000 Metern der verkürzten 12. Etappe (zu heftige Windböen oben auf dem Mont Ventoux, das Ziel wird um sechs Kilometer nach unten verlegt) passiert?
Froome (Sky) ist mit Richie Porte (BMC) und Bauke Mollema (Trek-Segafredo) unterwegs. Es scheint, als könnte er seine Führung im Gesamtklassement weiter ausbauen. Denn unter anderem liegt Nairo Quintana (Movistar) hinter diesem Trio.
Dann dies: Porte fährt in ein TV-Motorrad, das vermutlich wegen den Zuschauern abrupt anhält. Porte und Mollema stürzen. Auch Froome liegt auf dem Asphalt.
Und – noch viel schlimmer – sein Rad ist kaputt! Froome: «Das Motorrad hinter uns ist in mein Rad gefahren.»
Ein Ersatz lässt sich nicht schnell genug auftreiben. Also joggt der Brite mit kenianischen Wurzeln los – ein Bild, das in die Geschichte der Tour de France eingeht.
Froome: «Ich wusste, dass das Auto mit meinem anderen Rad fünf Minuten zurück war, daher musste ich halt laufen.»
«Es gab keinen Platz für die Motorräder und die Fahrer, um an diesen Zuschauermassen vorbeizukommen. Das Rennrad von Froome war nach dem Unfall kaputt», wird Nicolas Portal, der Sportliche Leiter des Sky-Teams, von «radsport-news.com» zitiert. «Wir waren zu weit weg und wurden durch die Kommissäre im Anstieg aufgehalten, als es passierte, auch der neutrale Materialwagen kam nicht durch. Es war ein Albtraum.»
Erst für die letzten Meter erhält er wieder ein Rad. Abgekämpft rollt er ins Ziel. Das Maillot Jaune ist er im ersten Augenblick los. Später stellt die Jury das Gesamtklassement auf den Kopf. Froome bleibt Leader.
Er und auch Porte werden mit der gleichen Zeit gewertet wie Mollema (05:05 Rückstand auf den belgischen Tagessieger Thomas De Gendt). Froome: «Für mich ist diese Entscheidung korrekt. Danke!»
Somit nimmt Froome das morgige Zeitfahren (37,5 Kilometer) wieder in Gelb in Angriff. Pedalend. Und nicht joggend. (yap)