Mit Safety Car und Töff-Überholverbot
Belgien-Rundfahrt reagiert auf Horror-Crash

Das Leben des Belgiers Stig Broeckx (27) hing an einem seidenen Faden. Nun soll der Radsport sicherer werden.
Publiziert: 22.05.2017 um 21:25 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:38 Uhr
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Kampf ums Überleben: Stig Broeckx rang vor einem Jahr mit dem Tod.
Foto: Corbis via Getty Images
Mathias Germann

Sechs Monate lang liegt Stig Broeckx mit schweren Hirnverletzungen im Koma. Dann, vor einem halben Jahr, öffnet er wieder die Augen. Eine Erleichterung für Familie und Freunde. Aber die quälende Frage bleibt: Wird er je wieder der Alte?

Heute, ein Jahr nach dem fatalen Crash des belgischen Rad-Profis, gibt es endlich erfreuliche Nachrichten. Broeckx befindet sich in der Reha auf gutem Weg, kann sogar darauf hoffen, bald dauerhaft nach Hause zurückzukehren. Die Familie teilt mit, seine Genesung sei ein «Wunder». 

Der Freude über Broeckx' Fortschritte zum Trotz: Sein Sturz bei der Belgien-Rundfahrt – damals waren nach einem Zusammenprall zweier Motorräder 19 (!) Profis zu Fall gekommen – bleibt nicht ohne Konsequenzen. Wie die Organisation der «Baloise Belgium Tour» mitteilt, hat man das Sicherheitskonzept für die am Mittwoch beginnende Rundfahrt angepasst. 

Änderung 1: Neu patroulliert ein Safety Car eine halbe Stunde vor dem Feld, um mögliche Gefahren zu erkennen. Renndirektor Rob Discart erklärt: «Damit haben wir ein extra Paar Augen. Das Safety Car sucht die Umgebung nach Unfällen, Feuer oder sonstigen Gefahren ab. Die Rennorganisation kann dann sofort mit Polizei und Rettungskräften eingreifen.»

Änderung 2: Motorräder dürfen das Feld nicht mehr überholen. Dafür werden an gewissen Stellen Ausweichrouten angeboten. Dort können die Töffs bei Bedarf nach vorne fahren. Eine Reaktion auf Broeckx Unfall bei Kuurne-Brüssel-Kuurne? «Ja auf jeden Fall», bestätigt Tour-Medienchef Chris Vannoppen gegenüber BLICK. Zur Erinnerung: Damals, drei Monate vor seinem Horror-Crash, hatte ihn ein unvorsichtiges Motorrad bei Kuurne-Brüssel-Kuurne von hinten über den Haufen gefahren. «Nun ist das Risiko eines solchen Unfalls gleich Null», so Vannoppen.

Ob diese Standards auch von anderen Renn-Organisationen übernommen werden, bleibt abzuwarten. «Das System wurde schon früher angewandt. Aber nicht in dieser, komplex ausgearbeiteter Form», sagt Vannoppen.

Fakt ist: Mittlerweile kann Broeckx täglich 30 Minuten auf dem Hometrainer Radfahren. Er könnte schon bald wieder ein selbstständiges Leben führen. Tönt nach wenig. Für Broeckx ist es aber sein bisher grösster Sieg.

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